Süddeutsche Zeitung

Afghanistan-Einsatz:CSU-Chef gibt Käßmann Rückendeckung

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Nach dem Treffen mit Guttenberg hält Margot Käßmann, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, an ihrer Kritik fest - mit unerwarteter Rückendeckung.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, bekommt nach ihrer umstrittenen Kritik am Bundeswehreinsatz in Afghanistan Unterstützung - ausgerechnet vom CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer.

Im Bayerischen Fernsehen sagte Seehofer am späten Dienstagabend: "Wenn man die ganze Predigt von Frau Käßmann kennt, kann man ihr nur zustimmen." Er selbst habe schon vor Wochen darauf hingewiesen, dass dem militärischen Mandat für Afghanistan ein "zu großes Gewicht beigemessen" worden sei.

Seehofer betonte ferner: "Wenn nicht die Kirche für den Frieden eintritt - und zwar im Sinne einer Gesinnungsethik, ohne die ganzen Güterabwägungen, die die Politik durchzuführen hat (...) - wer den sonst?" Käßmann habe zudem bei einer anderen Gelegenheit ausdrücklich gesagt, dass sie hinter den Bundeswehrsoldaten stehe.

Derweil bekräftigte Käßmann auch nach ihrem Treffen mit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz. Ihre Einstellung habe sich nicht geändert, erklärte sie. Zugleich bestätigte die EKD, dass die Bischöfin bald einen Besuch bei den deutschen Soldaten am Hindukusch plane. Ein exakter Termin stehe allerdings noch nicht fest.

Käßmann sagte am Montagabend im "heute journal" des ZDF: "Für mich hat sich die Einstellung nicht geändert, weil wir seit 2007 als evangelische Kirche ganz klar sagen, es kann nicht um einen gerechten Krieg gehen, sondern um einen gerechten Frieden", sagte Käßmann mit Verweis auf eine EKD-Denkschrift, die noch unter ihrem Vorgänger Bischof Wolfgang Huber erschienen war. Die Kriterien müssten ganz klar sein, dass das Militärische nur dazu dienen könne, den zivilen Aufbau zu stärken, betonte die Bischöfin von Hannover. "Und wir haben die große Sorge, dass das Zivile dabei in den Hintergrund tritt."

Rückendeckung erhielt Käßmann aus den eigenen Reihen. Die Kirche habe die Aufgabe, die Botschaft vom Wert und der Würde jedes einzelnen Menschen vor Gott unerschrocken zur verkündigen, zum Frieden zu mahnen und "immer wieder den Finger in offene Wunden zu legen", sagte der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich in einer Andacht der CSU-Landtagsabgeordneten in Wildbad Kreuth laut einer Mitteilung. "Für diese Beharrlichkeit bin ich Margot Käßmann sehr dankbar", erklärte Friedrich demnach weiter. Der Krieg dürfe niemanden in Ruhe lassen, "genauso wenig wie er die Familien der Soldaten in Ruhe lässt, die in unserem Auftrag in Afghanistan Tag für Tag ihr Leben in Gefahr bringen".

Er habe hohen Respekt vor dem Einsatz der Soldaten, würde sich aber "auch ihretwegen" Alternativen zum militärischen Eingreifen in Afghanistan wünschen,

Käßmann hatte in ihrer Neujahrsansprache eine Abkehr von der "Logik des Krieges" gefordert. Sie sagte: "Nichts ist gut in Afghanistan." Unionspolitiker und der Bundeswehrverband reagierten mit scharfer Kritik.

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