Süddeutsche Zeitung

Sprache:"Krisenmodus" ist Wort des Jahres

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Auf dem zweiten Platz landete "Antisemitismus", dahinter "leseunfähig". Von der Gesellschaft für deutsche Sprache, die die Rangliste erstellt, heißt es, diese spiegele "die Realität wider, und die Realität ist derzeit ziemlich düster".

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den Begriff "Krisenmodus" zum "Wort des Jahres" 2023 gekürt. Auf dem zweiten Platz landete "Antisemitismus", dahinter "leseunfähig", wie die Jury in Wiesbaden mitteilte. Sie wählte wie in jedem Jahr eine Rangliste mit zehn Wörtern aus, die in den vergangenen Monaten in der öffentlichen Diskussion dominant waren und so das Jahr wesentlich geprägt haben.

"Die Liste spiegelt die Realität wider, und die Realität ist derzeit ziemlich düster", sagte die GfdS-Geschäftsführerin Andrea Ewels. Die Gesellschaft befinde sich seit 2020 im "Krisenmodus", sagte sie mit Blick etwa auf die Corona-Pandemie, den Überfall Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise, die Bildungsmisere und den Angriff der Hamas auf Israel. "Der Ausnahmezustand ist zum Dauerzustand geworden", sagte Ewels. "Das löst bei den Menschen Angst, Unsicherheit und Ohnmacht aus. Diese Gefühle beherrschen den Alltag und man weiß nicht, was kommt denn noch."

Das "Wort des Jahres" wurde von der GfdS erstmals 1971 und seit 1977 regelmäßig gekürt. In diesem Jahr hat die Jury aus 1800 Einreichungen und Textbelegen ausgewählt. Die Vorschläge stammen aus verschiedenen Medien, zudem kann jeder Begriffe einsenden. "Entscheidend ist dabei nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität", heißt es auf der Website der Gesellschaft für deutsche Sprache. Die ausgewählten Wörter und Wendungen seien mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden. Die Jury mit Sprachwissenschaftlern und Medienexperten setzt sich aus dem Hauptvorstand der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen.

2022 landete "Zeitenwende" auf dem ersten Platz. Der Begriff verwendete Olaf Scholz am 27. Februar jenes Jahres in einer Regierungserklärung - drei Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Der Kanzler wollte damit die Veränderungen beschreiben, denen sich Deutschland und der Westen insgesamt angesichts des Krieges gegenübersieht.

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