Süddeutsche Zeitung

Vater von US-Komikerin Sarah Silverman:Rabiater Rüffel für einen Rabbi

Lesezeit: 2 min

Sarah Silverman weiß, Worte als Waffen einzusetzen. Und so hätte sich die US-Komikerin sicher auch selbst gegen die Kritik eines orthodoxen Rabbiners an ihrer Arbeit und Person wehren können. Doch Papa Silverman sprang für seine Tochter in die Bresche - und bewies, dass er ebenfalls nicht um derbe Ausdrücke verlegen ist.

Johanna Bruckner

Es gibt viele bunte Vögel, auch Rampensäue finden sich in großer Zahl, und vereinzelt Schlangen. Nur Löweneltern sucht man im Promi-Tierreich vergeblich. Dafür gibt es Hyänen wie Lynne Spears - Mutter von Britney (einstiges Teenie-Idol; am Ruhm fast zugrunde gegangen) und Jamie Lynn (schickte sich an, in die Fußstapfen ihrer älteren Schwester zu treten, bevor sie mit 16 schwanger wurde) -, die ihre Kinder bis zum bitteren Ende gewinnbringend ausweiden. So vermarktete Lynne den Absturz ihrer berühmteren Tochter in einer Autobiografie, in der sie auch noch die wenigen intimen bis erniedrigenden Details zu Papier brachte, die der Boulevardpresse bis dahin unbekannt gewesen waren.

Ähnliche Fälle von Kannibalismus an den eigenen Nachkommen sind beispielsweise in den Familien Barrymore, Culkin und Lohan dokumentiert. Angesichts dieser Rabeneltern scheint Donald Silverman zu einer seltenen Spezies zu gehören: pater peramans, der liebende Vater. Sein Beschützerinstinkt ist sogar so stark ausgeprägt, dass er zur Verteidigung seiner Tochter auch die Konfrontation mit jüdischen Würdenträgern - und Kraftausdrücke - nicht scheut.

Frauenverachtender Appell

Auslöser der väterlichen Schimpftirade war ein Brief, den der orthodoxe Rabbiner Yakoov Rosenblatt in der Jewish Press veröffentlich hatte. Dessen Schreiben richtete sich an Silvermans Tochter Sarah, ihres Zeichens US-Komikerin mit Vorliebe für soziale Tabus und derbe Sprache. Der Geistliche stößt sich nach eigener Aussage an der biblischen Referenz, die die 41-Jährige in einem jüngst veröffentlichten Video "Let My People Vote" verwendet. Der Titel ("Lass mein Volk wählen!") erinnert an den jüdischen Ausspruch "Schalach et ami!" ("Lass mein Volk ziehen!"), den Moses einst dem ägyptischen Pharao zugerufen haben soll.

In dem knapp vierminütigen Clip prangert Silverman an, dass bei der anstehenden US-Präsidentschaftswahl in einigen Bundesstaaten nur den Urnengang antreten kann, wer über einen Führer- oder Waffenschein verfügt. Das, so die Komikerin, benachteilige Schwarze, ältere und sozial schwache Menschen sowie Studenten - und damit potentielle Obama-Wähler. Sie ruft die Bewohner der betreffenden Staaten dazu auf, alles zu tun, um abstimmen zu können: "Selbst wenn das bedeutet, Oma eine Lizenz zum Töten zu besorgen!"

Rosenblatts kritische Korrespondenz beginnt denkbar freundlich mit "Liebe Sarah", bevor er ihr deutlich zu verstehen gibt, dass er künftig keine religiösen Bezüge mehr aus ihrem Mund zu hören wünscht. Denn: "Nichts, was du sagst oder wofür du stehst, Sarah, (...) hat das Geringste zu tun mit der grundlegenden Lehre, die das Judentum der Welt beigebracht hat - nämlich dass eine monogame Beziehung die bedeutungsvollste ist und dass eine glückliche Ehe der Schlüssel zur Vollkommenheit ist."

Der Brief mündet in einem - man ist geneigt zu sagen: frauenverachtenden - Appell an die 41-Jährige, sich doch bitte auf die ihr zugedachten Rollen als Ehefrau und Mutter zu konzentrieren.

Das ruft nicht nur US-Feministinnen auf den Plan, sondern mutmaßlich eben auch Donald Silverman (die Identität des Kommentators lässt sich nicht einwandfrei verifizieren). Dieser hinterließ in der Online-Ausgabe der Jewish Press umgehend eine Antwort auf Rosenblatt. Diese beginnt denkbar unfreundlich mit "Hey Arschloch", und endet mit der Warnung: "You don't fuck with my family."

Das mag ihn nicht zum eloquentesten Promi-Papa machen, aber zu einem der engagiertesten. Die Huffington Post jedenfalls fragt sich schon: "Ist es zu früh, Donald Silverman zum Vater des Jahres zu ernennen?"

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