Süddeutsche Zeitung

Sturm "Barry":Vom Hurrikan zum gefährlichen Tropensturm

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Tropensturm "Barry" hat die US-Südküste erreicht und für Überschwemmungen gesorgt. Auf seinem Weg war er vorübergehend als Hurrikan der untersten Kategorie eins eingestuft worden. Doch hatte sich "Barry" zum Tropensturm abgeschwächt, als er am Samstag mit rund 115 Kilometern pro Stunde nahe der Hafenstadt Intracoastal City im Staat Louisiana auf Land traf und massiven Regen mit sich brachte.

Experten warnten jedoch, die Auswirkungen des Sturms könnten sich erst mit Verzögerung bemerkbar machen, vor allem duch den massiven Regen. Dies sei "erst der Anfang", sagte Louisianas Gouverneur John Bel Edwards. "Das werden noch einige lange Tage für unseren Staat." Meteorologen erwarten große Regenmengen und Überschwemmungen.

Am späten Samstagnachmittag wurde wegen der Sturmfluten an der Küste die Evakuierung kleinerer Siedlungen entlang der Küste in der Gemeinde Lafourche angeordnet, während nach örtlichen Medienberichten der Highway 24 geschlossen wurde. In der Gemeinde Terrebonne Parish im Süden von New Orleans musste nach der Ankunft von "Barry" die Küstenwache anrücken, um ein Dutzend Menschen aus überfluteten Gegenden zu retten. Einige Betroffene seien auf Hausdächer geflohen, sagte eine Behördensprecherin. Ein Damm in Terrebonne Parish wurde zudem überflutet. Mancherorts rüsteten sich Bewohner noch am Abend gegen Hochwasser.

Am Rande der Ortschaft Jean Lafitte nahe New Orleans halfen Freiwillige städtischen Arbeitern dabei, einen 183 Meter langen Autobahnabschnitt mit Sandsäcken zu befestigen. Öl- und Erdgasbetreiber räumten Hunderte Plattformen und Bohrinseln im Golf von Mexiko. Fast 70 Prozent der Öl- und 56 Prozent der Erdgasförderung in der Region sei am Samstag eingestellt worden, teilte die für Sicherheit und Umweltschutz zuständige Behörde BSEE mit. Schon am Samstagmorgen gab es massive Stromausfälle in Louisiana, Mississippi und Alabama. Bis zum Abend waren davon mehr als 180 000 Kunden betroffen, wie die Webseite poweroutage.us ermittelte.

Der Direktor des nationalen Hurrikanzentrums, Ken Graham, warnte im Vorfeld vor den Wassermassen, die "Barry" mit sich bringen werde. In einem Live-Video auf Facebook wies er Zuschauer vor allem auf die Gefahr starker Niederschlagsmengen im inneren Teil der US-Staaten hin. 83 Prozent aller Todesopfer gebe es bei Regen im Landesinneren. "Also lasst uns von den Straßen wegbleiben. Lasst uns verhindern, dass es zu diesen vermeidbaren Todesfällen kommt." Graham, sagte, der Sturm habe sich sehr langsam über das Meer bewegt und auf seinem Weg viel Wasser angesammelt. Er warnte, der Sturm dürfte heftige Niederschläge bringen und könnte zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen.

US-Präsident Donald Trump hatte die Menschen in Louisiana vorab aufgerufen, Anweisungen der Katastrophenschutzbehörde Fema und der lokalen Behörden zu befolgen. Für den Bundesstaat wurde ein Notstand ausgerufen. Damit können leichter Bundesmittel und Hilfe aus Washington fließen.

"Barry" stellt jene Schutzmaßnahmen auf die Probe, die seit dem verheerenden Hurrikan "Katrina" vor 14 Jahren in New Orleans ergriffen worden sind. Schätzungen zufolge starben damals mehr als 1800 Menschen. Danach wurde ein Hurrikan-Schutzsystem mit verbesserten Dämmen und Pumpstationen gebaut, das aber noch nicht fertiggestellt ist. Gouverneur Edwards erklärte im Vorfeld, es sei das erste Mal seit "Katrina", dass alle Schleusentore im Gebiet um New Orleans verschlossen worden seien.

Bis zum frühen Abend schien die Metropole aber weitgehend verschont geblieben zu sein, nur leichte Schauer und Windböen wurden gemeldet. Ein Meteorologe des Nationalen Wetterdiensts sagte, New Orleans könnte mit fünf bis zehn Zentimetern Regen davonkommen. Doch Bürgermeisterin LaToya Cantrell warnte, dass der Sturm nach wie vor Gefahren berge. "Wir sind in New Orleans noch nicht in Sicherheit", sagte sie.

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