Süddeutsche Zeitung

Toronto:Polizei rätselt über mysteriösen Tunnel

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Tunnel ins Nirgendwo

Es war eine rätselhafte Entdeckung: Ein Tunnel, 33 Fuß (etwa zehn Meter) lang, hoch genug, dass ein Erwachsener darin stehen kann. Der unterirdische Bunker im kanadischen Toronto ist fachmännisch mit einem Holzrahmen verstärkt, es gibt Strom und sogar eine Pumpe, um eindringendes Grundwasser zu entfernen. Der Tunnel beginnt im Wald in der Nähe eines Tennisstadions und führt - ins Nirgendwo.

Einen Monat ist es bereits her, dass die Polizei in Toronto den Tunnel entdeckt hat, doch noch immer rätselt sie, wofür er gebaut wurde. Nun hat sie die Öffentlichkeit um Mithilfe gebeten. "Das ist keine alltägliche Entdeckung", erklärte Polizeichef Mark Saunders auf einer Pressekonferenz, wie die New York Times berichtet. Die Ermittler machten sich Sorgen, weil sie nicht wüssten, wofür er gut sei. Er forderte Anwohner auf, besonders aufmerksam zu sein.

Kein Hinweis auf Straftat

Ein Fernsehsender spekulierte schnell, der unterirdische Bunker sei Teil eines Plans für einen Terroranschlag auf die Panamerikanischen Spiele, die im Sommer in Toronto stattfinden. Auch in dem Tennisstadion auf dem Campus der York University, in dessen Nähe der Tunnel gefunden wurde, sollen Wettkämpfe ausgetragen werden. Die Polizei erklärte aber einem Bericht der BBC zufolge, es deute nichts auf eine Straftat hin.

Ein Mitarbeiter der Stadt war am 14. Januar auf eine große Menge Erde nahe eines Zaunes im Wald hinter dem Tennisstadion gestoßen. Unter einem Holzbrett entdeckte er den Eingang zu dem Tunnel, der äußerst komfortabel ausgestattet war. Eine Leiter führt in die Tiefe. Unten fand die Polizei einen Luftkompressor und einen Generator sowie feuchtigkeitsresistente Glühlampen. Zudem einen Benzinkanister, leere Flaschen, Lebensmittelbehälter, eine Schubkarre und einen möglichen Hinweis.

Rätselhafte Plastikblume

An einem Nagel an der Wand war ein Rosenkranz mit einer roten Plastikmohnblume befestigt - in der Art, wie sie die Kanadier tragen, wenn sie am 11. November jedes Jahres der Kriegstoten gedenken. Dennoch musste der Polizeichef nun zugeben: "Ich habe keine Theorie." Zumal das Ziel des Tunnels ebenfalls rätselhaft ist: Hätten die unbekannten Erbauer weitergegraben, wären sie auf der anderen Seite eines Hügels im Wald herausgekommen.

Inzwischen wurde der unterirdische Bunker wieder zugeschüttet. Nicht klar ist, warum die Polizei so lange gewartet hat, bis sie mit ihrer Entdeckung an die Öffentlichkeit ging. Erst als ein Fernsehsender von dem Tunnel erfahren und darüber berichtet hatte, brachen die Beamten ihr Schweigen. Auch wenn mehrere Sicherheitsexperten im Fernsehen inzwischen Bedenken geäußert haben, ist die Stimmung in sozialen Medien eher belustigt als besorgt.

Chad Roberts etwa, ein Lobbyist aus Toronto, gab auf Twitter einen James-Bond-Superschurken und schlug die Konstruktion eines Luftschiffes vor - jetzt, wo es den unterirdischen Tunnel nicht mehr gibt.

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