Süddeutsche Zeitung

Tödliche Prügel am Alexanderplatz:Prozess im Fall Jonny K. erneut gestartet

Alles auf Anfang: Mit neuen Schöffen ist in Berlin der Prozess gegen die Männer wieder aufgenommen worden, die den 20-jährigen Jonny K. totgeprügelt haben sollen. Die Beweisaufnahme muss komplett von vorne beginnen, nachdem der erste Prozess wegen der Befangenheit eines Laienrichters geplatzt war. Der Schöffe weist jegliche Schuld von sich.

Mit neuen Schöffen hat der Prozess um die tödliche Prügelattacke am Berliner Alexanderplatz erneut begonnen. Das erste Verfahren war am Montag wegen der Befangenheit eines Laienrichters geplatzt. Der umstrittene Schöffe war in einer Zeitung mit abfälligen Äußerungen über die Verteidiger zitiert worden. Der 58-Jährige hatte zwar versichert, er habe kein Interview gegeben. Nach Angaben der Zeitung fand das Gespräch aber statt, auch eine entsprechende eidesstattliche Versicherung wurde demnach abgegeben.

Auf der Anklagebank sitzen sechs Männer im Alter zwischen 19 und 24 Jahren, die beschuldigt werden, in der Nacht zum 14. Oktober 2012 den 20-jährigen Jonny K. verprügelt zu haben. K. ging zu Boden und starb wenig später an Hirnblutungen. Der Gewaltangriff hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst.

Die Angeklagten hatten im ersten Verfahren Schläge und Tritte zugegeben. Eine Verantwortung für den Tod des jungen Berliners bestritten sie. Ihnen werden Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Nach dem Abbruch des Prozesses am Montag beginnt die Beweisaufnahme wieder bei Null. Zunächst muss die Anklage neu verlesen werden. Um erneute Pannen zu vermeiden, will das Jugendgericht auch zwei Ersatzschöffen einsetzen. Dies war im ersten Prozess nicht vorgesehen. In der Regel werden Ergänzungsschöffen laut Gericht nur bei langwierigen Prozessen benannt. Für den neuen Prozess sind bis zum 15. August zwölf Verhandlungstage angesetzt.

Von den sechs Verdächtigen sitzen noch der 19-jährige Onur U. und der 24-Jährige Bilal K. in Untersuchungshaft. Sie gelten als Hauptverdächtige und waren monatelang in der Türkei untergetaucht, bevor sie sich den deutschen Behörden stellten.

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