Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Themse stinkt nicht mehr

1957 wurde der britische Fluss offiziell für biologisch tot erklärt. Heute leben dort wieder Seepferdchen, Robben und sogar Haie.

Von Alexander Menden

Einen ihrer Tiefpunkte erlebte die Themse im Sommer des Jahres 1858. Der Geruch, der aus ihr aufstieg und die Parlamentsabgeordneten in Westminster nach Luft ringen ließ, war dermaßen furchtbar, dass 1858 als "The Great Stink", der "Große Gestank", in die Annalen Londons einging. In der Times stand zu lesen, wer diesen Gestank einmal eingeatmet habe, "wird ihn nie vergessen, und kann sich glücklich schätzen, ihn zu überleben".

Damals flossen menschliche und tierische Ausscheidungen genau wie Industrieabwässer ungeklärt in die Themse, und erst nach dem Bau eines Abwassersystems erholte sich der Fluss ein bisschen. Richtig gut war es dennoch lange nicht bestellt um "Father Thames", heute hat der Fluss mit neuen Widrigkeiten zu kämpfen. Er erwärmt sich aufgrund des Klimawandels im Durchschnitt jährlich um 0,2 Grad Celsius.

Doch aus ökologischer Sicht gibt es jetzt auch viel Gutes zu vermelden: Laut dem Bericht der Zoological Society of London (ZSL) zum Zustand der Themse hat es in den vergangenen Jahrzehnten eine stetige Zunahme von Vogelarten, Meeressäugern und natürlichen Lebensräumen wie Salzmarschen gegeben. Zu den überraschenden Spezies, die heute in der Themse leben, gehören: Seepferdchen, Aale, Robben und sogar Haie.

Die Wasserqualität hat sich auch verbessert - die Phosphorkonzentration ist seit den 1990er-Jahren zurückgegangen, während die Sauerstoffkonzentration seit 2007 kontinuierlich gestiegen ist. Ökologisch war die Themse seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr so gesund. Nicht schlecht für ein Gewässer, das 1957 offiziell für "biologisch tot" erklärt worden war. Und stinken tut es auch nicht mehr.

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