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Thailändisches Gericht verhängt Strafe:US-Bürger muss wegen Majestätsbeleidigung in Haft

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Zweieinhalb Jahre Gefängnis - so lautet das Urteil eines Gerichts in Bangkok für einen US-Amerikaner. Sein Vergehen? Die Übersetzung von Passagen aus einem verbotenen Buch über König Bhumibol. Es ist nicht der erste Fall einer drakonischen Strafe wegen Majestätsbeleidigung.

Man wäre geneigt, den thailändischen Monarchen als (wohlmeinend) Melancholiker zu bezeichnen. Auf nahezu allen Fotos, die von König Bhumibol Adulyadej existieren, blickt der 84-Jährige mit starrem Gesicht in die Kamera. Folgerichtig trägt eine - selbstverständlich nicht autorisierte - Biographie des am längsten amtierenden Staatsoberhaupts der Welt den Titel Der König lacht nie.

Dass es jedoch wenig ratsam ist, den Regenten derart zu kritisieren, diese Erfahrung musste nun ein US-Amerikaner machen. Der in Thailand geborene Mann hatte Passagen aus eben jenem Buch - das nach dem Erscheinen von Bangkok umgehend verboten wurde - für eine Webseite ins Thailändische übersetzt. Wegen Majestätsbeleidgung muss der 55-Jährige nun für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis.

"In den USA gilt Redefreiheit"

"Ich bin enttäuscht", sagte Joe Wichai Commart Gordon nach dem Urteil in Bangkok. "Ich bin Amerikaner und in den USA gilt Redefreiheit." Er hatte sein Geburtsland als junger Mann verlassen und war in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Im Mai wurde der Autohändler aus Colorado dann während eines Thailand-Urlaubs festgenommen.

Ursprünglich sollte Gordon sogar für fünf Jahre in Haft, wegen seines Schuldeingeständnisses wurde die Strafe jedoch halbiert. In Thailand wird Majestätsbeleidigung mit drakonischen Strafen geahndet. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zählte allein im vergangenen Jahr mehr als 400 Verurteilungen.

Erst im vergangenen Monat hatte das Schicksal eines 61-jährigen Thailänders international Schlagzeilen gemacht: Ein Gericht verurteilte den Mann zu 20 Jahren Gefängnis, weil er mit seinem Handy vier Textnachrichten mit "antiroyalistischen Inhalten" verschickt haben soll. Zuletzt warnte die Regierung alle Facebook-Nutzer, dass auch das "Liken" oder Teilen majestätsbeleidigender Inhalte unter Strafe stehe.

In der Bevölkerung wird der greise Monarch sehr verehrt - die strengen Urteile sorgen jedoch zunehmend für Unmut.

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