Süddeutsche Zeitung

Feuer in Kapstadt:Die Flammen fressen sich vom Tafelberg hinunter in die Stadt

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Wegen eines verheerenden Brandes müssen in Kapstadt mehrere Wohnviertel und Studentenwohnheime evakuiert werden. Besonders schwer getroffen hat es die Universitätsbibliothek.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Die ganze Nacht leuchtete der Himmel über Kapstadt orange, fraßen sich die Flammen das Tafelberg-Massiv hinunter in Richtung der Stadt. Sie erreichten einige Gebäude der Universität, unter anderem deren ehrwürdige Bibliothek, die völlig ausbrannte. Einige Stadtviertel wurden teilweise evakuiert, 4000 Studentinnen und Studenten mussten ihre Wohnheime verlassen. Die Universität stellte ihren Betrieb ein, Schulen mussten schließen, und eine große Stadtautobahn wurde gesperrt.

Der Brand war am Sonntagmorgen ausgebrochen, womöglich dadurch, dass ein Obdachloser ein kleines Feuer gemacht hatte, die Polizei hat einen Verdächtigen wegen Brandstiftung festgenommen. Zuerst zerstörten die Flammen ein Restaurant neben dem umstrittenen Rhodes Memorial, das an den britischen Kolonialisten Cecil Rhodes erinnert und in den vergangenen Jahren mehrfach das Ziel von Studentenprotesten war. Am Sonntagabend entfachte ein aufkommender Sturm das Feuer erneut.

Es ist in den heißen und trockenen Sommermonaten nichts Ungewöhnliches, dass in der Region um Kapstadt ein Buschfeuer ausbricht, auf die Fynbos-Vegetation, meist kniehohe Pflanzen, hat Feuer sogar eine regenerative Funktion. Sofern es nicht zu oft vorkommt. In der Saison 2019/2020 verzeichnete die Verwaltung des Nationalparks Tafelberg aber mehr als 100 Brände. Mehr als 60 Prozent davon seien durch wildes Feuermachen entstanden. Der Tafelberg sei in den vergangenen Jahren zunehmend zum Schlaf- und Rückzugsraum für Obdachlose aus der Innenstadt geworden, sagt Philip Prins, der in der Verwaltung des Parks für die Feuerabwehr zuständig ist.

Schnell brennendes Pinienholz fachte das Feuer an

Der Ausbruch vom Sonntag sei durch starke Winde und schnell brennendes Pinienholz weiter angefacht worden und außer Kontrolle geraten, die starke Rauchentwicklung habe den Einsatz von Hubschraubern erschwert, etwa 200 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Am Montagmittag erklärte Kapstadts Bürgermeister Dan Plato den Brand zumindest für "unter Kontrolle". Einige Feuerwehrleute sind im Einsatz verletzt worden; für diejenigen Bewohner, die ihre Häuser und Unterkünfte verlassen mussten, gab es große Hilfsbereitschaft, Restaurants boten den Studenten kostenlose Abendessen, Tausende Mahlzeiten wurden gespendet.

Die Universität hat am Montag damit begonnen, den Schaden abzuschätzen. "Es ist tragisch, dass literarische Schätze verloren gegangen sind", sagt Bürgermeister Plato. "Ich wurde aber informiert, dass einige der wertvollsten Werke durch das schnelle Schließen von Rolltoren gerettet werden konnten." Auch die Bibliothek teilte mit, dass die Rauchmelder funktioniert hätten und Teile des Gebäudes automatisch abgeriegelt worden seien.

Die fast 100 Jahre alte Bibliothek, deren Lesesaal in den vergangenen Jahren aufwendig renoviert worden war, enthielt zum Beispiel die Sammlung des Fachbereichs Afrikastudien mit mindestens 65 000 Bänden, darunter seltene Wörterbücher in isiXhosa, einer der elf offiziellen Sprachen Südafrikas.

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