Süddeutsche Zeitung

Sydney:Plüschmami

Wie sich ein Beuteltier-Baby im Zoo von Sydney von einem Plüschtier-Känguru adoptieren ließ.

Stiefmütter und Ersatzeltern haben es nicht leicht, meist sind sie die Schurken im Kleinstaat Familie. Sei es nun ein pädagogisch wertvolles Verbot, ein Tobsuchtsanfall oder die gut gemeinte Bitte, endlich ins Bett zu gehen - das beste und verletzendste Argument hat immer das Kind: Du hast mir gar nichts zu sagen, du bist nicht meine Mutter! Dass Patchwork trotz aller Stellvertreterkriege funktionieren kann, zeigt nun ein Beispiel aus der Tierwelt, genauer gesagt: ein verwaistes Beuteltier-Baby aus Australien, das Passanten auf der Straße aufgelesen und in einen Zoo in Sydney gebracht hatten. Dort ließ sich das Fuchskusu namens Bettina von einem Plüschkänguru adoptieren. Klar, so ein Beutel suggeriert Geborgenheit, doch bleibt der Plüsch wohl die entscheidende Mama-Qualifikation, handelt es sich doch um wahres Flickwerk (Patchwork) aus Polyester. Keine schlechte Voraussetzung für eine harmonische Stellvertreterbeziehung. Würde das Kusu in Neuseeland nicht als Plage gelten (in Australien ist die Art immerhin geschützt), hätte die Welt endlich wieder einen neuen, noch süßeren Knut. Auch der war ja von seiner Mutter verstoßen worden - und wurde von den Massen geliebt.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2015 / FZG
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