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Streit um Foto von Schauspielerin Malik:Wie man eine Granate wirft

Lesezeit: 2 min

Die pakistanische Schauspielerin Veena Malik posiert nackt und mit Geheimdienst-Tattoo - ausgerechnet auf dem Cover eines indischen Magazins. Obwohl sie sich schon in der Vergangenheit freizügig für die Freiheit einsetzte: Diesen Tabubruch will sie so nicht geplant haben. Sie verklagt die Zeitschrift.

Tobias Matern, Islamabad

Sie posiert oben ohne, auf dem Cover eines indischen Männermagazins, die Schulter mit den Initialen des umstrittenen Geheimdienstes ISI tätowiert. Die pakistanische Schauspielerin Veena Malik schmückt die aktuelle indische Ausgabe des Männermagazins FHM.

"Die pakistanische Massenvernichtungswaffe Veena Malik zeigt euch, wie man eine Granate wirft" - mit diesem Spruch neben dem Bild lockt das Magazin seine Käufer. Die Kleriker in Pakistan laufen bei solchen Sätzen, und vor allem bei einem solchen Bild, Sturm: Eine derart freizügige Muslimin sei eine Schande - für ihre Religion und damit die gesamte islamische Nation.

Dass das Foto dann auch noch in einem Magazin des Erzfeindes erscheint, und sie sich einen ironischen Spaß mit dem Geheimdienst ISI erlaubt, befeuert die Wut. Die durchaus auch vorhandenen Liberalen in Pakistan hingegen sehen in Malik eine Kämpferin für ein unverkrampfteres, freieres Land und eine Frau, die sich nicht dem Diktat der Islamisten beugt. Wieder andere Leserbriefschreiber befinden: Dieser Frau gehe es doch nur um Publicity. Und die Zeitung Indian Express krönt Malik schon einmal zur "Königin der Kontroversen".

Die Schauspielerin selbst rudert nun zurück - zumindest ein bisschen. Sie habe nie die Erlaubnis erteilt, ein Nacktfoto zu veröffentlichen, das Titelbild sei manipuliert worden. Sie wisse genau, wie viel sie ihren Landsleuten zumuten könne - und eine solche Aufnahme sei zu viel. Laut Maliks Sprecher Sohail Rasheed verlangt die Schauspielerin nun 100 Millionen Rupien (1,5 Millionen Euro) Schadenersatz. Das Magazin, so der Sprecher, habe Maliks "Glaubwürdigkeit und Charakter" beschädigt.

Doch der Herausgeber von FHM Indien, Kabeer Sharma, weist den Vorwurf zurück und kündigt über den Kurznachrichtendienst Twitter an, er werde die Fotos vom Shooting zum Beweis veröffentlichen. Schon im vergangenen Jahr hatte Malik Aufsehen erregt, als sie in der indischen Version von Big Brother mitgespielt hatte. Als ihr daraufhin ein Geistlicher in Pakistan im Fernsehen unmoralisches Verhalten vorwarf, gelang ihr ein spektakulärer Auftritt. Die Schauspielerin wehrte sich, entlarvte die Doppelmoral des Klerikers und blaffte ihn vor laufenden Kameras an, nicht sie, sondern er habe eine Strafe verdient. Solche Sätze können in Pakistan gefährlich sein.

Nach dem Auftritt erhielt Malik tatsächlich Drohbriefe: "Ich weiß, dass mein Leben in Pakistan in Gefahr ist", sagte sie damals. Dennoch werde sie auch nach umstrittenen Engagements im Ausland immer wieder in die Heimat zurückkehren, egal wie viel Kritik sie dafür einstecken müsse. Sie liebe ihr Land, sagt Malik immer wieder. Einschüchtern lassen will sie sich nicht - auch nicht nach der neuesten Kontroverse um die FHM-Fotos.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2011
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