Süddeutsche Zeitung

Stilkritik:Sie nannten ihn "Hund"

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Nach der Trennung vom Clan des Abou-Chaker hat Bushido ein Interview gegeben und erzählt, wie man dort über ihn gesprochen hat. Nicht gerade nett. Aber auch das Interpretationssache.

Von Martin Wittmann

Hunde sind keine Lämmer, man frage bei angebissenen Postboten, vollgesauten Spaziergängern oder gemeinen Katzen nach. Ganz unschuldig ist so ein Hund nie. Aber dass er deswegen in eine Auseinandersetzung zwischen Bushido und einem Clan gerät, das hat der räudigste Köter nicht verdient.

Der Rapper hat dem Stern gerade ein langes Interview gegeben, in dem er zusammen mit seiner Frau ausführlich erklärt, warum die beiden ihr Leben nicht mehr vom Clan des Arafat Abou-Chaker bestimmen lassen möchten (sondern lieber von dem des Ashraf Rammo, aber das ist eine andere Geschichte). Liest man dieses Gespräch, ist es nicht weit hergeholt zu denken, dass trennungsentscheidend der Hang Abou Chakers war, Bushido einen Hund zu nennen.

"Er sagte meinem Mann, er sei ein Hund, er habe seine Frau nicht im Griff", klagt da Bushidos Gattin, Anna-Maria Ferchichi. Und Bushido selbst antwortet auf die Frage der Journalisten, ob er die Gerüchte kenne, dass er innerhalb des Clans nichts zu melden gehabt hätte, mit den Worten: "Ich weiß. Es hieß, ich sei Arafats Leibeigener, sein Hund." Als sich die Eheleute nach einem Streit wieder versöhnt hatten, habe Arafat den Rapper angegriffen, wie der sich erinnert: "Er nannte mich einen Hund, weil ich sie zurücknehme." Aber da hört es nicht auf. Bushido zitiert seinen ehemaligen Freund, der gesagt habe "ich sei ein Hund, meine Frau würde mich mit einem Dildo...." usw.

Sicher, im Islam mag dieses Tier als besonders unrein gelten, das erklärt dessen Qualifikation als Schimpfwort. Aber es ist doch erstaunlich, wie oft der Hund in dem Interview als ultimative Beleidigung herhalten muss. Zumal Bushido selbst ja ein Hundefreund sein soll. Dementsprechend bedrückt habe er ausgesehen, als er vor vier Jahren seine drei Labradore in ein Tierheim in Berlin bringen musste, wie der Express damals berichtete. "Er hat sie innig geliebt", heißt es da. Eine Allergie gegen die armen Hunde habe damals zur Trennung geführt. So viele Trennungen. Vielleicht ist es einfach die Bindungsangst.

Heute jedenfalls hat Bushido keine Labradore mehr auf dem Schoß und keinen Abou-Chaker im Nacken. "Jetzt, wo Arafat weg ist, gehen für mich geschäftlich wieder viele Türen auf", freut er sich. Bushido hat`s geschafft. In Bayern, wo es auch viele Clans gibt, von denen aber die wenigsten arabisch geführt sind, würde man sagen: Ein Hund ist er schon.

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Quelle:
SZ vom 28.09.2018
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