Süddeutsche Zeitung

Steuerhinterziehung:Hoeneß könnte im März freikommen

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Von Hans Leyendecker, München

Weihnachten daheim zu feiern, das kann ein großes Geschenk sein. Bis Mitte der Woche arbeitet Uli Hoeneß tagsüber in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München und schläft anschließend im Freigängerhaus für Strafgefangene in Rothenfeld. Die Weihnachtstage aber kann er mit seiner Familie in seinem Haus am Tegernsee verbringen. Und wenn es für den 63-Jährigen sehr gut laufen sollte, ist er von Anfang März an ein freier Mann.

Eine Vollstreckungskammer des Landgerichts Augsburg teilte am Dienstag mit, ein Antrag von Hoeneß sei eingegangen, "die restliche Strafe zum Halbstrafenzeitpunkt auszusetzen". Über seinen Antrag auf Strafhalbierung wird am Ende eine Richterin entscheiden.

An Wochenden ist Hoeneß meist daheim

Hoeneß war im März 2014 wegen Hinterziehung von 28,5 Millionen Euro Steuern zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Kurz darauf trat er seine Haftstrafe in Landsberg an und wurde später Freigänger. Er arbeitet seitdem tagsüber und muss abends wieder in Haft; die Wochenenden ist er meist daheim.

Die Möglichkeit, nach Verbüßung der Hälfte der Haftzeit auf Bewährung freizukommen, sieht Paragraf 57 des Strafgesetzbuches vor. Allerdings ist eine solche Entlassung die eher seltene Ausnahme. Wichtig sind ein vorbildliches und tadelloses Verhalten im Strafvollzug sowie gute Bedingungen für die Rückkehr in die Freiheit: stabile Familienverhältnisse, ein glaubhafter Läuterungsprozess, der ein straffreies Leben erwarten lässt, und gute Jobaussichten. Das alles ist im Fall Hoeneß zwar gegeben, aber üblicherweise werden Haftstrafen erst nach zwei Drittel der Zeit zur Bewährung ausgesetzt. Dann wäre die Freilassung erst Anfang Oktober.

Die Staatsanwaltschaft München II, die Hoeneß angeklagt hatte, hat sich in einem Antrag gegen eine Halbstrafe ausgesprochen. Wie sich die Richterin entscheiden wird, ist ungewiss. Vermutlich wird sie Anfang Januar Hoeneß anhören.

Ob Hoeneß zum FC Bayern zurückkehrt, ist ungewiss

Für ihn spricht unter anderem auch, dass er die hinterzogenen Steuern samt Zinsen und Kirchensteuer in Gesamthöhe von 50 Millionen Euro gezahlt hat. Und seinem Ruf ist es sicher nicht abträglich, dass er am Montag bei einem Privatradiosender angekündigt hat, 10 000 Euro für einen guten Zweck spenden zu wollen. Uli Hoeneß, das war schon immer der Widerspruch in dieser Person, hat den Fiskus betrogen und war zugleich ein hilfsbereiter, sehr großzügiger Mann. Über die Jahre hat er viele Millionen Euro gespendet.

Was er nach der Haftentlassung - ob nun im März oder Anfang Oktober 2016 - machen wird, ist weiterhin ungewiss. Kehrt er zum FC Bayern zurück? Und wenn ja, in welcher Funktion? Eine wichtige Rolle wird bei dieser Entscheidung wohl seine Ehefrau spielen, mit der er zunächst Urlaub machen und alles besprechen will; sie und die beiden Kinder sollen in der schwierigen Zeit sein großer Halt gewesen sein.

Was Hoeneß' Ehefrau Susi sagen wird, kann ausschlaggebend für die Frage sein, ob der ehemalige Präsident und Manager des FC Bayern bei seinem Verein wieder eine größere Aufgabe übernehmen will - oder nicht.

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Quelle:
SZ vom 23.12.2015
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