Süddeutsche Zeitung

Stein vom Mond:Baum aus dem All

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Wertloses Geschenk: Ein vermeintlicher Brocken Mondgestein, der jahrelang in einem Amsterdamer Museum ausgestellt war, hat sich als versteinertes Holz entpuppt.

Sebastian Herrmann

Das Rijksmuseum in Amsterdam besitzt nicht nur kostbare Gemälde von Rembrandt, Vincent van Gogh oder anderen Meistern. Auch eine vermeintlich außerirdische Kostbarkeit zählte bisher zur Sammlung des niederländischen Nationalmuseums: Ein kleiner Brocken Mondgestein, den Neil Armstrong, Edwin Aldrin und Michael Collins einst von der Apollo-11-Mission mit auf die Erde brachten.

Auf 350.000 Euro wurde der kleine Stein geschätzt, der nur zu besonderen Anlässen im Museum ausgestellt wurde. Nun haben Geologen um Frank Beunk von der Universität Amsterdam den Stein erstmals genau untersucht und kommen zu einem ziemlich ernüchternden Ergebnis: Es handelt sich um versteinertes Holz, das natürlich von der Erde stammt und fast wertlos ist.

Geschenk des US-Botschafters

Das vermeintliche Mondgestein war ein Geschenk an den damaligen niederländischen Ministerpräsidenten Willem Dreesman im Oktober 1969, als die Astronauten der ersten Mondlandung auf großer Tournee waren. Übergeben wurde er vom US-Botschafter in den Niederlanden, William Middendorf, der den Stein selbst vom US-Außenministerium bekommen haben will. An Einzelheiten könne er sich nicht erinnern, erklärte er nun.

Als Dreesmann 1988 starb, vermachte er das Souvenir vom Mond an das Rijksmuseum. Jahre später, 2006, erfuhren die Kuratoren aber, dass Mondgestein in anderen Museen der Welt meist von späteren Apollo-Missionen stammte, und die Nasa mit den Mitbringseln von der ersten Landung sehr geizig umgegangen war. Man veranlasste die Überprüfung.

Wie es passieren konnte, dass versteinertes Holz als Mondgestein verschenkt wurde, kann sich bisher niemand erklären. Wenigstens Verschwörungstheoretiker werden sich nun freuen, und die Geschichte als Beleg präsentieren, dass nie ein Mensch den Mond betreten habe. Das Rijksmuseum reagiert hingegen gelassen. "Wir können darüber lachen", sagte Sprecherin Xandra van Gelder.

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SZ vom 02.09.2009 / abis
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