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Stars twittern über Verletzungen:Das trägt man jetzt so

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Ein ansatzweise entblößter Po, auf dem eine Schnittwunde klafft: Dieses Foto twitterte "Terminator"-Sohn Patrick Schwarzenegger nach einem Skiunfall. Er ist nicht der einzige Promi, der seine Verletzungen mit der Öffentlichkeit teilt. Eklige Wunden sind offenbar das neue Must-Have aus Hollywood.

Sophia Lindsey

Stars sind Trendsetter. Sie bestimmen, was supersüß ist und was supersexy, was hip und was total von gestern ist. Als ganz persönliche Laufstege, auf denen diese Trends - in Bildform - der normalsterblichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, dienen Facebook und Twitter. Doch die versteckte Message hinter all den unscharfen Handyfotos und verpixelten Nahaufnahmen mit Fotoautomaten-Charme ist nicht etwa: "Sieh her, ich bin wie du" sondern vielmehr: "Sieh her, ich bin schlank/gebräunt/unwiderstehlich. Wenn du auch nur ansatzweise eine Chance haben willst, eine so verdammt coole Sau zu sein, mach es am besten so wie ich." Und all diejenigen, die eher dicklich/bleich/unansehnlich sind, akzeptieren fügsam: Anscheinend trägt man das jetzt so.

Das neue Must-Have aus Hollywood mag vielleicht befremdlich erscheinen, doch auch daran werden wir uns bestimmt gewöhnen: Wunden. Schnittwunden, Schürfwunden, Fleischwunden, offene Wunden, blutige Wunden. Unglaublich? Patrick Schwarzenegger und Madonna beweisen das Gegenteil.

"Kleiner Skiunfall heute", postete der Sohn von Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger kürzlich auf Twitter und fügte ein Foto von sich an: Offensichtlich verletzt liegt der 18-Jährige auf einer Krankentrage, doch durch den transparenten Kunststoff der Atemmaske hindurch zeigt er ein schiefes Lächeln: Ein Terminator-Spross kennt offenbar keinen Schmerz. Der eigentliche Hingucker folgt einen Tweet später: Patrick Schwarzenegger präsentiert seinen ansatzweise entblößten Po, der wahrscheinlich alleine schon für eine hohe, um nicht zu sagen knackige Anzahl an Klicks gesorgt hätte, den aber zusätzlich eine klaffende Schnittwunde ziert. Die einst blütenweißen Boxershorts sind blutgetränkt. Der dazugehörige Twitter-Eintrag ist scherzhaft-lakonisch, Marke tapferer Held. Und die Fangemeinde weiß: Hässliche Schrammen sind in.

Das Beste am neuen Trend ist aber: Es gibt ihn auch für Mädchen! Wie wäre es zum Beispiel mit einem blauen Fleck in Herzform? Den zog sich Madonna während der Proben zum Musikvideo ihres Songs Girls Gone Wild zu - und postete prompt ein Foto auf Facebook. "Herzförmiger Bluterguss auf meinem Po", kommentierte sie. Echte Trendscouts erkennen bereits: Ein Körperteil steht im Mittelpunkt der neuen Mode. Weitere Aufnahmen zeigen Madonna mit aufgeplatzter Lippe und zerschrammtem Bein. Auch Popstar Shakira präsentierte jüngst das Foto einer Schürfwunde, die sie sich an der Hand zugezogen hatte. Schick!

Doch so neu ist der blutige Trend gar nicht: Schon im Jahr 2007 strahlte MTV die Sendung Scarred aus, die Clips von zumeist Skateboardern oder Skifahrern zeigte, die sich bei haarsträubenden Stunts mindestens ebenso haarsträubende Verletzungen zuzogen. Herausragende Knochen und ausgeschlagene Zähne wurden zur Abendunterhaltung.

Und zeigten wir nicht als Kinder schon stolz unsere aufgeschürften Knie herum und brüsteten uns mit Dschungelbuch-Pflastern?

Madonna und Patrick Schwarzenegger haben es vorgemacht: Sollte uns in nächster Zeit ein richtig, richtig abscheulicher Unfall passieren, wählen wir anstelle der Notrufnummer lieber den Kameramodus unseres Mobiltelefons aus. Denn wer cool, schön und unwiderstehlich sein will, muss leiden. Und zwar so richtig.

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