Süddeutsche Zeitung

Skurriles Gewinnspiel:Warum eine Schwedin jetzt Klaus-Heidi heißt

Lesezeit: 3 min

Ein Jahr Berlin. Miete, Deutsch-Kurs, Karte für den Nahverkehr - alles kostenlos. Die einzige Bedingung: ein neuer Name. Für ein Gewinnspiel der Lufthansa in Schweden nahm Karolina Friberg den Namen Klaus-Heidi an. Doch der Hauptpreis ging an einen anderen Kandidaten. Ein Anruf bei einer dennoch glücklichen Verliererin.

Von Tobias Dorfer

Es ist wahrscheinlich das außergewöhnlichste Gewinnspiel des Jahres: In Schweden versprach Lufthansa einen Ein-Jahres-Trip nach Berlin, die Miete für eine 70-Quadratmeter-Wohnung in Kreuzberg sowie eine Karte für den öffentlichen Nahverkehr und kostenlosen Deutsch-Unterricht inklusive. Einzige Bedingung: Wer an der Aktion teilnehmen wollte, musste sich in Klaus-Heidi umbenennen und das auch mit dem Ausweis belegen. Zusammen mit 41 anderen Kandidaten hat Karolina Friberg an der Aktion teilgenommen. Nun ist das Spiel beendet und gewonnen hat Eric Michael Andersson aus dem kleinen Dorf Fjugesta. Klaus-Heidi Friberg bleibt die Erinnerung an einen Traum - und ein neuer Name.

Süddeutsche.de: Frau Friberg, haben Sie sich schon an ihren neuen Namen gewöhnt?

Klaus-Heidi Friberg: Klar. Viele sprechen mich schon so an. Manche nennen mich bei meinem alten Namen Karolina, andere nennen mich Klaus-Heidi.

Kein wirklich gewöhnlicher Name. Warum haben Sie das gemacht?

Friberg: Warum nicht? Der Preis, den Lufthansa auslobte, war super. Und ich dachte, selbst wenn ich nicht gewinne, dann hat es wenigstens Spaß gemacht. Das ist eine Geschichte, die ich meinen Enkeln erzählen kann, wenn ich als alte Frau im Schaukelstuhl sitze.

Sie hießen einmal Karolina. Das ist doch ein schöner Name. Hat er Ihnen nicht gefallen?

Friberg: Doch, sehr sogar. Ich habe meinen Namen von meinen Eltern bekommen, er ist Teil meiner Identität. Aber nur weil ich jetzt Klaus-Heidi heiße, ist Karolina ja nicht weg. Ich habe den neuen Namen nur hinzugefügt. Genau genommen heiße ich jetzt Anna Karolina Klaus-Heidi Friberg.

In Deutschland ist es unglaublich schwierig, seinen Vornamen zu ändern.

Friberg: Davon habe ich gehört. In Schweden ist das kein Problem. Ich musste nur zum Finanzamt gehen, das sich auch um Registrierungsangelegenheiten kümmert. Dort habe ich mir ein Dokument ausdrucken lassen, in das ich meinen neuen Namen schrieb. Das Ganze kostete nicht eine Krone. Nur meinen neuen Pass musste ich bezahlen.

Glaubt man in Schweden tatsächlich, dass alle Deutsche Klaus oder Heidi heißen?

Friberg: Gibt es bei Ihnen keine Menschen mit diesem Namen?

Das schon, aber sehr populär sind sie momentan nicht. Die häufigsten Vornamen 2012 waren Mia und Ben.

Friberg: Auch schön. Klaus und Heidi klingt aus meiner Sicht eben sehr deutsch, aber da kann ich natürlich auch falsch liegen. Deshalb hat Lufthansa das wohl zu einem Namen zusammengemixt.

Darf man in Schweden männliche und weibliche Vornamen einfach kombinieren?

Friberg: Oh ja, wir mögen so verrückte Sachen. Es gibt hier Namen, die neutral sind und für Männer und Frauen gelten können - zum Beispiel Robin, Kim, Charlie - oder eben Klaus-Heidi.

Wie reagierten Ihre Familie und Ihre Freunde?

Friberg: Zuerst hatte ich einem Kumpel vorgeschlagen, dass er bei der Aktion mitmachen sollte. Der war aber gar nicht begeistert davon. Und je mehr er dagegen argumentierte, desto stärker wurde mein Entschluss, es selbst zu machen. Mein Bruder fand die Idee sofort gut. Nur meine Mutter rümpfte zunächst die Nase. Aber als ich ihr erklärte, dass es mir ernst ist, fand sie es auch okay und ziemlich lustig.

Sie haben den Hauptpreis nicht gewonnen. War der Preis, dafür Ihren Namen zu ändern, nicht zu hoch?

Friberg: Überhaupt nicht. Ich hatte jede Menge Spaß bei der Aktion. Es gab ein tolles Event mit Currywurst, Bier und deutscher Musik. Natürlich wäre es schön gewesen, das Jahr in Berlin zu gewinnen. Aber immerhin hat Lufthansa uns noch 60.000 Meilen für das Miles-and-More-Programm geschenkt. Ich bin also ziemlich happy.

Wie werden Sie die investieren?

Friberg: Auf jeden Fall in einen Flug nach Berlin. Vielleicht können wir uns dort alle zu einer Klaus-Heidi-Reunion treffen. Aber ich will auch Hamburg anschauen. Stimmt es, dass dort der Hamburger erfunden wurde?

Es gibt diese These. Aber sie ist umstritten.

Friberg: Das alleine wäre schon Grund genug, dorthin zu reisen. Aber München würde mich auch reizen. Und Frankfurt. Da soll Miley Cyrus nächstes Jahr auftreten und es wäre großartig, sie dort zu hören.

Werden Sie dann immer noch Klaus-Heidi heißen?

Friberg: Natürlich. Ich plane derzeit nicht, das erneut zu ändern. Mir gefällt Klaus-Heidi sehr - und den Namen wieder abzugeben, wäre auch gar nicht so einfach. Das kostet etwa 1000 Kronen (ca. 110 Euro) und muss in einem anderen Amt beantragt werden. Viel zu aufwändig.

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