Süddeutsche Zeitung

Rechtsextremismus:Razzien gegen Cottbuser Hooligan-Netzwerk

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In Brandenburg und drei angrenzenden Bundesländern hat die Polizei 30 Objekte durchsucht. Gewaltbereite Rechtsextreme sollen im Raum Cottbus eine kriminelle Vereinigung gegründet haben.

Seit dem Mittwochmorgen hat die Polizei 30 Wohnungen und Ladengeschäfte in Brandenburg, dort insbesondere im Raum Cottbus, in Berlin, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern durchsucht. Die Aktion richtet sich gegen ein mutmaßlich kriminelles, rechtsextrem geprägtes Netzwerk, in dem sich Personen aus der Hooligan- und Kampfsportszene und dem Neonazi-Umfeld zusammengeschlossen haben sollen. Das geht aus einem Bericht von rbb24 hervor.

Demnach richten sich die Razzien gegen insgesamt 20 Beschuldigte. Ermittelt wird wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Im Einzelnen werden den betroffenen Personen laut Informationen des Senders Delikte wie Bedrohung, Körperverletzung, Steuerhinterziehung und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. "Grundlage sind Durchsuchungsbeschlüsse des Amtsgerichts Cottbus", sagte ein Sprecher der Brandenburger Polizei. Der Einsatz konzentrierte sich demnach auf den Raum Cottbus in Brandenburg. In den übrigen Bundesländern seien Einzelobjekte durchsucht worden, Haftbefehle sind der Polizei zufolge nicht vollstreckt worden.

Die Einsatzkräfte durchkämmten ab fünf Uhr morgens Büros, Gewerberäume und Wohnungen. Der Einsatz sollte voraussichtlich bis in den Nachmittag andauern. Zu möglichen Ergebnissen der großen und zusammen mit dem Landeskriminalamt lange geplanten Aktion wollte der Sprecher zunächst nichts sagen. Für Donnerstag hat die Polizei eine Pressekonferenz angekündigt.

Auch die Ausschreitungen in Chemnitz im August 2018 sollen auf Aktivitäten der Gruppe zurückzuführen sein.

Unter anderen hatte die SZ in der Vergangenheit über ein rechtsextremes Netzwerkes in Cottbus berichtet. Die Ultra-Fanszene des Drittliga-Fußballklubs Energie Cottbus wird schon seit langem von rechten Hooligans unterwandert. Investigative Recherchen des RBB hatten aufgedeckt, dass sich die Aktivitäten von Mitgliedern der vermeintlich aufgelösten Gruppe "Inferno" längst nicht mehr auf den Fußball beschränkten, sondern sich auf die Stadt und auf gewerbliche Bereiche ausgedehnt haben.

Das rechtsextremistische Potenzial liege im Raum Cottbus bei etwa 400 Personen, in Cottbus selbst bei 170, sagte Verfassungsschutzchef Frank Nürnberger im Februar. Die rechtsextreme Szene sei vielschichtig. Sie reiche vom Rockermilieu über die Türsteher-Szene bis hin zu Teilen des Security-Gewerbes. Wirtschaftliche Grundlage für Mitglieder der Szene sind zum Beispiel Tattoo-Studios oder Shops, die rechte Mode oder Fitnesspräparate verkaufen.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur

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