Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Fest der Illusionen

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Der Elf auf dem Regal verrät dem Weihnachtsmann, ob die Kinder brav waren. Doch was tun, wenn er ein Bein verliert? Eine Mutter hatte da eine Idee.

Von Alexander Menden

Weihnachten ist das Fest der Illusionen: Illusionen darüber, dass die Feiertage harmonisch verlaufen werden, zum Beispiel - aber auch jene, dass der Weihnachtsmann (oder das Christkind) die Geschenke bringt. Das Kinderbuch "The Elf on the Shelf" ("Der Elf auf dem Regal") der amerikanischen Autorin Carol Aebersold fügte 2005 eine weitere Illusion hinzu: Es stellte den titelgebenden Elf vor, der heimlich bei Kindern im Zimmer sitzt und dem Weihnachtsmann verrät, ob sie brav waren oder nicht. So weit, so herzerwärmend überwachungsstaatlich.

Eine Mutter im englischen Watford ist nun illusionstechnisch noch einen Schritt weitergegangen. Lauren Weir hatte ihrem Sohn Tommy eine "Elf on the Shelf"-Puppe geschenkt, der aber gleich am nächsten Tag ein Bein fehlte, das nicht mehr auffindbar war. Weir verdächtigte den jüngeren Sohn Tate, 1, der Elfenbein-Amputation. Deshalb entwickelte sie, wie sie dem Mirror sagte, einen Masterplan, um das Verschwinden des Beins zu erklären: Sie inszenierte einen Angriff mit Tommys Spielzeug-Dinosauriern und erzählte ihm, diese hätten dem Elf das Bein abgefressen. Nun machte Tommy sich aber Sorgen, wie sich sein Elf künftig fortbewegen würde. Die Mutter schlug vor, "den Weihnachtsmann anzurufen". Am nächsten Tag saß der Elf in einem Lego-Rollstuhl.

Laut Mirror nimmt die Aufrechterhaltung der ausgeklügelten Geschichte mittlerweile ziemlich viel von Lauren Weirs Zeit in Anspruch. Tommy scheint es Spaß zu machen. Und der kleine Beinabreißer Tate wird wohl auch zum diesjährigen Weihnachtsfest Geschenke bekommen, so liebevoll wie sich die Familie um ihr verletztes Überwachungspüppchen gekümmert hat.

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