Süddeutsche Zeitung

SZ-Serie "Bester Dinge":Lieber ein Hundeleben

Wie der Rottweiler Magnus die Prüfung zum Polizeihund vermasselte - und trotzdem alle Herzen erobert hat.

Von Moritz Geier

Wenn die Welt eine andere wäre, dann würden Magnus und Balou jetzt bei der Polizei arbeiten, Magnus in Osnabrück, Balou in Bremerhaven. Ihr Arbeitstag würde, sagen wir mal, um sieben Uhr beginnen, Magnus würde am Eingang freundlich grüßen, Balou ein paar Witzchen machen mit den Kollegen. Am Nachmittag stünde für Magnus womöglich ein Einsatz an, bei einer Demo würde er Protestierende höflich, aber bestimmt darauf hinweisen, doch bitte die Maskenpflicht zu beachten, dann brauche man die groben Wasserwerfer nicht einzusetzen. Balou dagegen könnte bei einer Personenkontrolle eine verbotene Substanz erschnüffeln. Dem Besitzer würde er sanft und diskret ein Geständnis nahelegen, das erspare allen Beteiligten Ärger. Denunzierend kläffen? Unter seinem Niveau.

Blöderweise aber sind die Rottweiler Magnus und Balou keine Polizeihunde geworden, beide Azubis sind krachend durch die Prüfung geflogen. "Zu lieb" hieß es im Juni bei Balou, der sei eher "ein richtiger Familienhund". Und "zu lieb" heißt es jetzt bei Magnus: Der würde sich im Ernstfall nicht schützend vor den Diensthundführer stellen, bemängelte ein Polizeisprecher. Sondern sich eher hinter ihm verstecken.

Jetzt könnte man natürlich fragen, was das über unsere Zeit aussagt, zu lieb zu sein. Würde der Welt ein bisschen mehr Magnus und Balou nicht ganz guttun gerade, ein bisschen mehr Ruhe und Gemütlichkeit? Andererseits sollte man sich wohl einfach nur freuen für die beiden. Für den Menschen und seine Scherereien müssen sie ihre Hundeleben nicht mehr opfern.

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