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Anklage in den USA:Julia Ormond verklagt Harvey Weinstein und Disney

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Erneut muss sich Harvey Weinstein Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs stellen. Mit ihrer Klage will die Schauspielerin Julia Ormond auch jene zur Rechenschaft ziehen, die Fehlverhalten ermöglicht haben.

Die britische Schauspielerin Julia Ormond wirft dem früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein Sexualverbrechen vor und geht deshalb gerichtlich gegen ihn vor. In ihrer Klage, die sie vor einem Gericht in New York einreichte, gibt sie an, Weinstein habe sie 1995 bei einem geschäftlichen Treffen belästigt und unter anderem zum Oralsex gezwungen.

Die Klage richtet sich auch gegen die Walt Disney Company, Miramax und die Talentagentur Creative Artists Agency (CAA). Die Filmstudios und ihre Agenten bei CAA hätten von Weinsteins wiederholten Übergriffen auf Frauen gewusst, sie hätten es aber versäumt, sie zu warnen und vor ihm zu schützen.

Weinstein streite die Vorwürfe "kategorisch" ab, hieß es in einer Stellungnahme seines Anwalts Imran H. Ansari, aus der das Branchenblatt Variety zitierte. Er werde sich "vehement" dagegen verteidigen. Weinstein, der schon zweimal wegen Sexualverbrechen verurteilt wurde, sitzt derzeit im US-Bundesstaat New York eine langjährige Haftstrafe ab. Er war 2020 nach einem Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. In einem weiteren Strafprozess in Los Angeles kamen im Februar 16 Jahre Gefängnis dazu.

Ormond fordert "systemischen Wandel"

Variety zufolge sagte Ormond in einem Telefon-Interview, dass sie nun mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit trete, weil sie glaube, dass "systemischer Wandel" immer noch benötigt werde. Dazu müssten auch jene, die Fehlverhalten ermöglichen, zur Rechenschaft gezogen werden. In ihrer Klage verlangt die Schauspielerin Schadenersatz in nicht genannter Höhe.

Ormond spielte in den 1990er-Jahren an der Seite von Stars wie Brad Pitt ("Legenden der Leidenschaft"), Sean Connery und Richard Gere ("Der 1. Ritter") sowie Harrison Ford ("Sabrina"). Der Vorfall mit Weinstein habe Ormond beruflich und persönlich "katastrophalen" Schaden zugefügt, heißt es in der Klageschrift. Ihre Karriere sei danach völlig eingebrochen.

Harvey Weinstein hatte mit seinem Bruder Bob 1979 das Studio Miramax gegründet. 1993 veräußerten sie das Unternehmen an Walt Disney Co., führten es aber aktiv bis 2005 weiter. Der erste Weinstein-Prozess markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte. Der Fall hatte damals die #MeToo-Bewegung maßgeblich mit ausgelöst. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

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