Süddeutsche Zeitung

Länder-Verwechslung auf Twitter:Grüße aus Norgeria

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Der Twitter-Account des norwegischen Außenministeriums firmiert plötzlich als "nigerianische Regierungsorganisation". Ein Mitarbeiter des Kurznachrichtendienstes hat da anscheinend etwas verwechselt - und befindet sich damit in prominenter Gesellschaft.

Von Laurenz Gehrke

Der berühmte Andi-Möller-Spruch "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!" ist zwar schon 30 Jahre alt, wird aber immer noch gerne zitiert. Wahrscheinlich, weil sich so mancher dabei ertappt fühlt, gehört es doch zu den menschlichen Grundeigenschaften, ab und zu die Geografie durcheinanderzuschmeißen. Tschechien/Tschetschenien, Austria/Australia, Irak/Iran - da kann man schon mal durcheinanderkommen.

Vor ein paar Tagen erst verwechselte US-Präsident Joe Biden Kolumbien und Kambodscha und ist damit in prominenter Präsidentengesellschaft. Sein Amtsvorgänger Donald Trump kam vor einigen Jahren bei Baltikum und Balkan durcheinander und rügte Estland, Lettland und Litauen für den Zusammenbruch Jugoslawiens. Noch schlimmer sind die beiden EU-Staaten Slowenien und Slowakei, über die das Brüsseler Satiremagazin Le Chou jüngst scherzte, der "Geizhals" und niederländische Ministerpräsident Mark Rutte habe entschieden, die Extravaganz zweier so ähnlich klingender Länder könne man sich nicht mehr leisten. Und der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude von der SPD, der gerne bayerischer Ministerpräsident geworden wäre, verlor im Landtagswahlkampf womöglich entscheidende Punkte, weil er Ober- und Unterfranken durcheinanderschmiss.

Auf wen der jüngste Fall geografischer Verwicklungen geht, ist nicht genau zu ermitteln. Den Twitter-Account des norwegischen Außenministeriums zierte am Dienstag plötzlich der Vermerk "nigerianische Regierungsorganisation". Ein Mitarbeiter der Plattform lag da anscheinend ziemlich daneben.

Vielleicht war der Fauxpas ja der erhöhten Arbeitsbelastung bei dem von Elon Musk personell ausgedünnten Kurznachrichtendienst geschuldet. Die Regierung in Oslo reagierte jedenfalls säuerlich: "So sehr wir unsere ausgezeichneten bilateralen Beziehungen und die enge alphabetische Nachbarschaft zu Nigeria auch genießen, würden wir es sehr begrüßen, wenn Sie uns als Norwegen bezeichnen könnten", twitterte das Außenministerium.

So eng ist die Nachbarschaft übrigens gar nicht, Nigeria und Norwegen sind im Alphabet getrennt durch Nordkorea und Nordmazedonien. Aber wie soll Musk, der bald einzig verbliebene Twitter-Angestellte, da den Überblick behalten? Alphabet, das ist doch diese verdammte Konkurrenzfirma von Mark Zuckerberg. Oder?

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