Süddeutsche Zeitung

New York City:Erster Fortnite-Weltmeister gekürt

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Der Videospieler Kyle Giersdorf hat mit 16 Jahren den ersten Platz belegt und bekommt drei Millionen Dollar Preisgeld. Der US-Amerikaner setzte sich gegen 40 Millionen Spieler durch.

Von Jürgen Schmieder

Und dann steht da dieser 16 Jahre alte Lümmel in der Mitte der weltgrößten Tennisarena, er trägt eine schwarze Jacke und sagt, was Turniergewinner nun mal sagen: "All die Mühe ist nicht umsonst gewesen." Doch Kyle Giersdorf ist kein Tennisspieler, er ist der erste Weltmeister im Videospiel "Fortnite", für seinen Sieg bekommt er eine Prämie von drei Millionen US-Dollar. Mehr Geld hat in der Videospiel-Geschichte noch niemand für den Gewinn eines Einzelturniers bekommen.

Wer verstehen möchte, was am vergangenen Wochenende im Arthur Ashe Stadium von New York City passiert ist, der sollte wissen, dass schon in ein paar Wochen wieder Tennis gespielt werden wird in dieser Arena. Bei den US Open werden Leute um ein Preisgeld von insgesamt 57,24 Millionen Dollar kämpfen. Jetzt, beim Videospiel-Wettbewerb im Stadtteil Flushing Meadows, ging es um ein Gesamtpreisgeld von 40 Millionen Dollar.

"Fortnite" ist ein Computerspiel, in der Version "Battle Royale" treten 100 Spieler auf einer postapokalyptischen Insel gegeneinander an, sie müssen Waffen suchen, Ressourcen sammeln - und sich gegenseitig abknallen. Der letzte Überlebende gewinnt die Runde. Das Spiel ist in den vergangenen zwei Jahren zum popkulturellen Phänomen geworden: Sportprofis bejubeln Tore und Siege mit Tänzen aus dem Spiel, Promis verkleiden sich als Figuren.

Nun also ist "Fortnite" auch eine Sportart, mehr als 40 Millionen Spieler weltweit haben in den vergangenen zehn Wochen bei Online-Turnieren versucht, sich für die Endrunde in New York zu qualifizieren. Es gab Punkte für die Platzierung und Boni für eliminierte Gegner.

Man kann das nun alles für eine gar schreckliche Entwicklung halten und für einen Vorboten auf das Ende des Abendlandes - oder für eine Evolution von Sport unter Berücksichtigung der technologischen Entwicklung. Auf jeden Fall ist der virtuelle Sport kein kurzlebiges Phänomen, als das er noch vor zehn Jahren abgetan worden ist. Es gibt mittlerweile Profi-Ligen und Stipendien an US-Elite-Universitäten, der Organisationschef der Olympischen Spiele 2024 in Paris, Tony Estanguet, hat (erfolglos) versucht, Videospiele mit aufzunehmen.

Was da gerade passiert, lässt sich vielleicht am besten am 13 Jahre alten Lion Krause erklären. Der Teenager aus Gütersloh (Spitzname: Lyght) hatte sich ebenfalls qualifiziert, und er sagt nun in etwa das, was Roger Federer einst über Tennis gesagt hat: "Mein Ziel war es schon immer, nie normal arbeiten gehen zu müssen. Jeden Tag ins Büro, acht Stunden lang und das über Jahre, das finde ich nicht so gut." Federer bei den US Open 2018: "Mein Vater hat gesagt, dass ich mich um die Schule kümmern soll - ich habe aber gewusst, dass ich keinen normalen Beruf will, sondern Profisportler werden möchte." Krause belegte den 80. Platz und bekam insgesamt 100 000 Dollar.

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Quelle:
SZ vom 30.07.2019
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