Süddeutsche Zeitung

Nach Lawine in Italien:Mehrere Überlebende aus verschüttetem Hotel befreit

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Elf Menschen haben die Schneelawine überlebt, die im Erdbebengebiet in Italien ein Hotel niedergewalzt hat. 23 Menschen werden noch vermisst. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben. Die Rettungsaktion gestaltet sich nach Angaben der Berungskräfte sehr kompliziert und wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Es werde alles getan, um die Verschütteten so schnell wie möglich aus den Schneemassen zu befreien. Der Zivilschutz hofft, eventuell noch mehr Menschen lebend zu finden.

Bis zum frühen Samstagnachmittag waren neun Menschen lebend aus Trümmern und Schnee geborgen worden. Zivilschutz-Chef Fabrizio Curcio sagte, dass zwei weitere Überlebende schon entdeckt, aber noch nicht geborgen seien, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Eine durch mehrere Erdstöße ausgelöste Lawine hatte das Gebäude am Mittwochabend zerstört und unter teils fünf Meter hohen Schneemassen begraben. Wie die Zeitung La Stampa schreibt, ist unter den Geretten auch die sechsjährige Tochter eines Überlebenden, der per SMS den Alarm ausgelöst hatte. Er wurde nur deshalb nicht von der Lawine erfasst, weil er das Hotel kurz verlassen hatte, um in seinem Wagen etwas zu holen. Auch eine weitere Person hielt sich zu diesem Zeitpunkt offenbar draußen auf.

Mehr als 48 Stunden ist es inzwischen her, dass das Hotel verschüttet wurde. Es wird vermutet, dass sich zum Zeitpunkt der Katastrophe 25 bis 30 Menschen - sowohl Gäste als auch Personal - in dem Gebäude aufhielten. Vier Leichen sind inzwischen geborgen worden, schreiben italienische Medien.

Der erste Kontakt mit den jetzt Geretten sei am Freitagvormittag kurz nach 11 Uhr zustande gekommen, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA. Die Rettungskräfte haben seit drei Tagen unvermindert nach Überlebenden der Katastrophe gesucht. Zwei Hubschrauber sind in dem schwer zugänglichen Gelände im Einsatz.

Das Vier-Sterne-Hotel Rigopiano liegt auf 1200 Metern Höhe am Fuß des über 2900 Meter hohen Bergmassivs Gran Sasso. Es ist nur etwa 45 Kilometer von der Adriaküste entfernt. In den Abruzzen hatte es seit Tagen geschneit, der Schnee lag zum Teil meterhoch. Augenzeugen sprachen von apokalyptischen Szenen am Unglücksort. Die Gäste hatten offenbar nach den vier schweren Erdbeben am Mittwoch abreisen wollen und bereits ausgecheckt. Es kam aber kein Fahrzeug durch, um sie mitzunehmen.

Mit Skiern zum Unglücksort

Der Chef der Bergwacht von Roccaraso, Lorenzo Gagliardi, sagte der Zeitung La Repubblica, das letzte noch freie Stück Straße endete acht Kilometer vom Hotel entfernt. Die ersten Retter mussten sich in der Nacht zum Donnerstag auf Skiern zum Unglücksort vorkämpfen und kamen dort gegen 4.30 Uhr an. "Da war fast nichts mehr, nur ein weißer Hügel" erzählte Gagliardi. Dann habe man 50 Meter entfernt vom Hotel ein Auto mit laufendem Motor gesehen. Darin hatten sich die beiden Überlebenden verkrochen und sich mit der Autoheizung warm gehalten.

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Süddeutsche.de/dpa/AFP
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