Süddeutsche Zeitung

Nach Interview mit Todesschützen:Browns Eltern beklagen "respektlose" Äußerungen

Lesezeit: 2 min

Browns Eltern kritisieren Interview

Die Eltern des erschossenen schwarzen Teenagers Michael Brown haben entrüstet auf das Fernsehinterview des weißen Polizisten Darren Wilson reagiert. Wilsons Äußerungen über die von ihm abgegebenen tödlichen Schüsse auf ihren Sohn würden "alles nur noch schlimmer machen" und seien "respektlos", sagte Browns Mutter Lesley McSpadden dem Sender NBC.

"Ich glaube kein Wort davon", sagte McSpadden in einem weiteren Interview. "Unser Sohn hat keine gewalttätige Vorgeschichte." Der Vater Michael Brown Senior erklärte die Version des Polizisten für "verrückt". Erstens sei sein Sohn stets respektvoll mit der Polizei umgegangen, sagte er. "Zweitens, wer würde bei vollem Verstand auf einen Polizeibeamten zustürmen, der seine Waffe gezogen hat?"

Wie Wilson Brown beschrieben hatte

Wilson hatte Brown Anfang August in der Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri erschossen. Der Polizist will in Notwehr gehandelt haben, allerdings war der 18-jährige Brown unbewaffnet. Eine Grand Jury hatte am Montag entschieden, dass die Beweislage für eine Anklage nicht ausreiche. Daraufhin wurde Ferguson von gewalttätigen Protesten erschüttert - und der Polizist meldete sich erstmals in einem TV-Interview zu Wort.

Wilson sagte darin, er bedauere den Tod des schwarzen Teenagers, würde aber wieder so handeln. Er beschrieb Brown als körperlich überlegen und aggressiv; der Teenager habe versucht, in einem Handgemenge an seine Dienstpistole zu kommen. Daraufhin habe er selbst gefeuert. Er habe um sein Leben gefürchtet und nur seinen Job getan. Er habe ein reines Gewissen.

Wilson zweifelt offenbar an Rückkehr zur Polizei

Wilson hält sich derzeit an einem geheimen Ort auf, vom Dienst ist der 28-Jährige freigestellt. Im dritten Teil des TV-Interviews, das ABC gerade erst ausgestrahlt hat, spricht der Mann auch über seine berufliche Zukunft - und lässt anklingen, dass eine Rückkehr zur Polizei in Ferguson schwierig werden könnte.

"Denken Sie, die würden mich akzeptieren?", fragt Wilson den ABC-Journalisten George Stephanopoulos. "Wäre ich sicher dort?" Seine Bekanntheit könne zudem Kollegen in Gefahr bringen. "Kann ich sie in eine solche Situation bringen?", fragt Wilson. Gleichzeitig macht er aber klar: Noch sei keine endgültige Entscheidung gefallen. Der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles, wollte sich am Dienstag nicht zu Wilsons beruflicher Zukunft äußern.

Wilson wird Vater

Bei ABC spricht Wilson außerdem über ständige Sorgen um seine eigene Sicherheit. Das sei "belastend". Er habe sich einen Bart wachsen lassen, um seine Identität zu verbergen. Er frage sich immer, ob ihn jemand erkenne, ob ihn jemand verfolge, erzählt Wilson. Er treffe Vorsichtsmaßnahmen, wo immer er sei.

Außerdem verriet er in dem Interview: Er und seine Frau - der Polizist hatte im Oktober eine 37-jährige Beamtin der St. Louis Polizei geheiratet - erwarten ein Kind.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2238754
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AFP/afis
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.