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Nach Hurrikan Matthew:Ban Ki Moon zeigt sich enttäuscht über zögerliche Hilfe für Haiti

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UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat bei einem Besuch in dem vom Hurrikan Matthew schwer getroffenen Inselstaat Haiti mehr Unterstützung angemahnt. "Ich bin enttäuscht über die Antwort der internationalen Gemeinschaft", sagte Ban in der Hauptstadt Port-au-Prince. "Ich hoffe ernsthaft und ich dringe darauf, dass die großen Geber ihre helfende Hand reichen."

Er wisse, dass es in einigen Ländern eine "gewisse Müdigkeit" gebe, sagte Ban mit Blick auf die nur langsam eintreffenden Nothilfezahlungen. "Aber die derzeitige Situation, die derzeitige Katastrophe, die Matthew in diesem Land verursacht hat, ist unbeschreiblich."

Die Uno hatte die internationale Gemeinschaft zu Nothilfezahlungen in Höhe von 120 Millionen Dollar (knapp 109 Millionen Euro) aufgerufen, um den Menschen im Katastrophengebiet in den nächsten drei Monaten unter die Arme greifen zu können. Bisher sind aber erst zwölf Prozent der Summe eingegangen.

Haitis Übergangspräsident Jocelerme Privert bat die internationale Gemeinschaft um langfristige Unterstützung, um das Land besser vor Naturkatastrophen zu schützen. "Es wird immer Hurrikane geben, es wird immer Katastrophen geben", sagte er bei der Pressekonferenz mit Ban. "Wir brauchen konkrete Taten, um die Schäden durch die nächsten Hurrikane zu begrenzen."

"Die Vereinten Nationen sind an Eurer Seite"

Ban hatte zuvor in einem Hubschrauber den von dem Wirbelsturm verwüsteten Süden des Karibikstaates überflogen, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Er sei "sehr, sehr traurig" über das Ausmaß der Zerstörung, sagte der UN-Generalsekretär anschließend beim Besuch einer zur Notunterkunft umfunktionierten Schule. Ban sicherte den Opfern die Unterstützung der Vereinten Nationen zu. Er sei gekommen, um den Menschen zu sagen: "Die Vereinten Nationen sind an Eurer Seite, ich bin an Eurer Seite."

In dem Schulgebäude harren noch etwa 500 Menschen aus, deren Häuser von Matthew zerstört wurden. "Sie haben uns gesagt, wir sollen gehen, weil die Schule wieder beginnen soll", sagte einer der Obdachlosen, Aivi Jean-Bar, "aber wir wissen nicht, wohin". "Sie geben uns ein bisschen zu essen und zu trinken, aber das ist nicht das, was wir brauchen", sagte eine Frau, die mit ihren vier Kindern in der Schule Unterschlupf fand. "Wir wollen wissen, wo wir schlafen können."

Beim Durchzug des Wirbelsturms durch Haiti am 4. Oktober waren nach Angaben vom Freitag mindestens 546 Menschen ums Leben gekommen. Viele Orte wurden komplett zerstört, die Überlebenden haben kaum etwas zu essen. Darüber hinaus droht eine neue Cholera-Epidemie; Dutzende Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben. Nach UN-Angaben sind 1,4 Millionen Menschen auf Nothilfe angewiesen.

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