Süddeutsche Zeitung

Nach Brand in London:Wuppertaler Hochhaus wird wegen Brandgefahr geräumt

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In Wuppertal wird ein Hochhaus evakuiert, weil seine Fassadendämmung dem im ausgebrannten Londoner Grenfell Tower verbauten Material ähnelt. Zu der Entscheidung sei man nach dem verheerenden Londoner Hochhausbrand gelangt, teilte die Stadt mit. Dort war durch einen defekten Kühlschrank ein Feuer ausgebrochen, das auf den gesamten Sozialbau übergriff. Mindestens 79 Menschen kamen dabei zu Tode.

Die mehr als 70 Bewohner des Wuppertaler Gebäudes sollen in ihre Wohnungen zurückkehren können, sobald die Fassadendämmung entfernt ist. Das könnte sich allerdings noch hinziehen. Der Eigentümer des elfstöckigen Hauses habe sich aber bislang nach Angaben der Stadt nicht dazu bereit erklärt. "Solange er sich weigert, können die Menschen nicht wieder einziehen", sagt Jochen Braun vom Bau- und Wohnressort der Stadt Wuppertal. Dem Eigentümer droht ein ordnungsbehördliches Verfahren und ein Zwangsgeld. Die Bewohner sind unterdessen in Gebäuden untergebracht, die ursprünglich für Flüchtlinge gedacht waren.

"Es ist Gefahr im Verzug. Deshalb müssen wir sofort handeln", sagte Eckermann dem Nachrichtenportal Der Westen. Die Polizei hatte das Haus am Dienstag bereits abgesperrt, Busse waren vorgefahren. Die meisten Bewohner hatten erst kurzfristig von der Räumung erfahren. Sie durften lediglich einen Koffer mitnehmen. In den kommenden Tagen dürfen sie in Begleitung eines Sicherheitsdienstes weitere Habseligkeiten aus ihren Wohnungen holen.

Seit den Achtzigerjahren gelten in Deutschland strenge Sicherheitsauflagen für Häuser, die Höher sind als 22 Meter. Unter anderem dürfen ihre Fassaden nicht aus brennbarem Material bestehen. Das nun geräumte Gebäude in Wuppertal wurde allerdings schon in den Sechzigerjahren gebaut.

Nach dem Brand in London hatten mehrere Versicherungsfirmen erklärt, vor den Baumängeln am Turm gewarnt zu haben. Premierministerin Theresa May kündigte an, sämtliche Hochhäuser in Großbritannien auf Sicherheitsmängel untersuchen zu lassen. Eigentümer müssen Proben der verwendeten Dämm- und Isoliermaterialien einschicken. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind in etwa 600 Gebäuden brennbare Dämmmaterialien verbaut, Hunderte Menschen müssen ihre Wohnungen im Zuge von Nachrüstungsarbeiten für mehrere Wochen verlassen.

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