Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Picken verboten

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Nicht jeder teilt gerne sein Essen, vor allem nicht mit Möwen. In so manchem deutschen Küstenort geht man ziemlich erfinderisch vor, um die Diebe aus der Luft abzuwehren.

Von Kerstin Lottritz

Es soll Paare geben, die nicht nur Tisch und Bett miteinander teilen, sondern auch das, was auf dem Teller liegt. Spaghetti essen beispielsweise gehört für diese Menschen zum Inbegriff der Romantik. Gemeinsam an einer Nudel saugen, bis sich schließlich die Münder zu einem schmatzenden Kuss treffen. Hach. Jedermanns Sache ist das freilich nicht. In manch teuren Restaurants etwa soll es nicht so gern gesehen werden, wenn man sich am Teller des Tischnachbarn bedient. Immer mal wieder berichten Gäste, man sei anschließend aufgefordert worden, bloß nicht wiederzukommen. Und dafür mussten sie noch nicht mal an einer gemeinsamen Nudel zuzeln.

Wenn das Problem an den Fischbuden in Deutschlands Küstenorten nur so einfach zu lösen wäre. Ziemlich unromantisch bedienen sich hier Möwen an Fischbrötchen und Eis der Promenadenbesucher, so ist es von Wilhelmshaven bis Heringsdorf zu hören. Was hat man nicht alles versucht, um die Tiere davon abzuhalten, sich auf die Snacks der Touristen zu stürzen. Im Ostseebad Kühlungsborn etwa schallen aus Lautsprechern Panikschreie von Möwen. Das verscheucht die Tiere allerdings nur für kurze Zeit. Und da man weiß, dass das Problem menschengemacht ist, ist in zahlreichen Urlaubsorten das Füttern der Vögel verboten - in Cuxhaven kann dafür sogar ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro fällig werden.

Auf Helgoland hat sich eine weitere Methode der Vergrämung etabliert. Quer über die Straßen hängen Wimpelketten in den Helgoland-Farben. Für die Tiere, die sich von Grün, Rot, Weiß nicht abschrecken lassen, wird dann das allerletzte Mittel der Abwehr rausgeholt: kleine Schirmchen, die über den Speisen aufgespannt werden. Das hilft auch gleich gegen unromantisches Schietwetter.

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