SZ-Kolumne "Mitten in ...":Kleiner Ohrring auf großer Fahrt
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Eine SZ-Redakteurin verliert in Rom ein Schmuckstück. Auf Nimmerwiedersehen? Nicht doch! Drei Anekdoten aus aller Welt.
Mitten in ... Rom
Eine Fahrt im Hop-on-Bus durch Rom: unvergesslich! Zurück im Hotel, Blick in den Spiegel. Oh Schreck, ein Ohrring fehlt, ein in jeder Hinsicht wertvolles Geschenk. Also Mail an IOBus geschrieben, vielleicht kommt in ein paar Tagen eine Reaktion, vielleicht schickt man das Schmuckstück nach Deutschland nach, so es überhaupt gefunden wird. Sieben Minuten später die Antwort: Man wird sich kümmern. 20 Minuten später: ein Foto vom Fundstück, sichergestellt in Bus 201. Jetzt fährt der Ohrring durch Rom, man kann ihn mit der Bus-App live tracken. Er passiert Roma-Termini, lässt das Kolosseum rechts liegen, schaukelt am Circus Maximus vorbei. Bus-Assistentin Sara ist bereits "informed", dass die Eigentümerin an der Piazza Venezia wartet. Der Bus schnauft den Berg empor, Sara wedelt an der Frontscheibe mit dem Ohrring, der Busfahrer lacht und winkt. Roma: incredibile! Susi Wimmer
Mitten in ... Serengeti
Rund um das Camp in der Serengeti gibt es keine Zäune, wie in allen Nationalparks in Tansania, damit die Tiere sich frei bewegen können. Nachts hört man die Büffel grasen und die Löwen brüllen. Im Dunkeln sollen wir das Zelt nicht allein verlassen, sagt der junge Massai, der im Camp arbeitet, sondern ihn rufen. Was er denn mache, wenn ihn ein Löwe angreife, fragen wir am Lagerfeuer. Das passiere nicht, meint er, "denn ich passe auf". Am nächsten Abend ist ein Busch-Dinner geplant, zwischen den Bäumen unweit des Camps steht ein Tisch mit Stühlen und Kerosinlampe. Nach dem Reiscurry fängt es an zu dämmern, als der Nachtisch kommt, hören wir schon das Grummeln der Löwen. Der Massai und der Kellner werden unruhig, leuchten mit der Taschenlampe zwischen die Bäume in der Ferne, schauen auf unsere Teller. Okay, schon verstanden, wir sind fertig. Veronika Wulf
Mitten in ... Frankfurt
Was der bärenhafte Mann von sich gab, war schwer zu sagen. LAALÖÖMEEWÖÖLAA, halb gesungen, halb geplappert, so ging das die ganze Zeit. Leicht zu sagen war, was er tat: Er wollte einem Fahrrad, das an einer Laterne stand, die Luft ablassen. Ein kleiner Mann stürmte hin. "Lassen Sie das!", rief er. Es war sein Fahrrad. Ich fasste mir ein Herz, baute mich vor dem Bären auf: "Soll ich die Polizei rufen?" Er drehte sich zum nächsten Fahrrad und zuppelte an dessen Klingel. "Finger weg!", sagte ich. LAALÖÖMEEFINGERWÖÖLAA ... Der Bär tapste davon. Ich warf dem kleinen Mann einen verbrüdernden Blick zu, sah auf - der Bär fingerte eine Laterne weiter schon wieder an einem Reifen herum. "Von dem Rad bitte auch!", rief ich, der Bär verzog sich um die Ecke. Ich fürchte, er ließ noch eine Spur platter Reifen hinter sich. Er brauchte wohl ein Ventil. Marc Schürmann
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