Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Mitten in ...":Panzer zum Ablecken

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Der SZ-Korrespondent in London will einen Brief an die Sparkasse Niederbayern-Mitte schicken und traut seinen Augen nicht, als sein Blick auf das Motiv der Briefmarke fällt. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... London

Briefmarken zu Hause zu haben ist sinnvoll, schließlich muss man auch in London dauernd irgendetwas verschicken, Her Majesty's Revenue and Customs hier, Department for Work and Pensions dort. Manchmal gehen die Briefe auch in die alte Heimat, zum Beispiel an die Sparkasse Niederbayern-Mitte. Also Briefmarken gesucht, die schon vor Monaten erworben und bislang keines Blickes gewürdigt wurden, wie sich nun herausstellt. In der linken Reihe des Bogens: der Scorpion. In der rechten: der Chieftain Mk 5. Zwei Panzer in voller Pracht. Panzer auf Briefkuverts? Geht natürlich nicht, schon gar nicht in Zeiten wie diesen. Also noch mal aufs Postamt. Bitte einmal Briefmarken ohne etwas mit Krieg drauf. Der Beamte schaut irritiert, findet aber etwas Passendes. Die Sparkasse Niederbayern-Mitte bekommt jetzt Post mit der Silhouette der Queen. Michael Neudecker

Mitten in ... Planegg

Beim Feierabend-Absacker in einem Planegger Lokal, ich lese gemütlich Zeitung, als ein junger Polizist den Raum betritt und direkt auf mich zusteuert: "Entschuldigung, wie heißen Sie?" Ich nenne leicht verwirrt meinen Namen. "Haben Sie einen Ausweis dabei?", fragt er energisch. Ob das vielleicht ein falscher Polizist ist, eine neue Betrugsmasche? Der Beamte wirft einen Blick auf meinen Pass, "alles in Ordung", sagt er. Als ich wissen möchte, warum er gerade mich angesprochen hat, sagt er: "Wir suchen jemanden aus dem Altenheim, der so aussieht wie Sie." Bin ich über Nacht vorzeitig gealtert? Oder hat mich das grelle Licht über dem Tisch ungünstig ausgeleuchtet? Bevor ich fragen kann, für wie alt er mich hält, ist der Polizist verschwunden. Auf den Schock hätte mir der Kellner ja wenigstens mal einen Seniorenteller anbieten können. Christian Deussing

Mitten in ... Silvaplana

Wer ist das wohl, der da unten im Pulverschnee steht und so enthusiastisch zum Sessellift hochwinkt? Die eigene Bagage, die einem sonst gerne davonfährt, kann es schon mal nicht sein, weil sie ausnahmsweise neben einem sitzt. Vielleicht einer jener Facebook-Freunde, die auch gerade Skifahrer-Traumfotos aus dem Engadin gepostet haben? Blöd, dass trotz Sonnenscheins neblige Sicht herrscht - die Brille ist beschlagen, die eigentlich gar nicht beschlagen sein dürfte, weil in der Schweiz Masken weitgehend abgeschafft wurden. Wahrscheinlich haben sich Brillen in den vergangenen zwei Jahren einfach zu sehr ans Beschlagen-Sein gewöhnt. Wie dem auch sei: Wenn einer winkt, wird zurückgewinkt, ob man ihn kennt oder nicht. Alter Mama-Reflex. Da hält der Jemand am Pistenrand inne in seinem Winken. Und zeigt den Stinkefinger. Nadeschda Scharfenberg

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