Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Mitten in ...":Sei kein Frosch

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In Alerheim lauert tierische Gefahr, in Sankt Peter-Ording die sengende Sonne und in Tel Aviv pure Romantik.

Mitten in Alerheim

Bayern, Rieskrater, wunderbare Gegend, aber die Gefahren lauern in diesem Sommer ja überall. Corona, Zecken im Gras, Eichenprozessionsspinner am Waldrand - allen bist du ausgewichen. Und dann fliegt sich der Mäusebussard warm. Der Jogger hört über sich ein etwas gereiztes Geräusch, reckt den Kopf nach oben und sieht, wie der Vogel immer tiefer kreist. Kein Witz, so ein Mäusebussard ging im Sturzflug unter anderem schon auf den laufenden SPD-Bürgermeister der Nachbargemeinde nieder. Ein anderer Läufer soll sich im Jägerstand verschanzt haben, ehe ihn seine Frau nach einem Notruf mit dem Auto rettete. Man hat kein Handy dabei, drosselt nur deeskalierend den Schritt und entfernt sich sachte aus dem Horstrevier. Daheim bei den Schwiegereltern springt man dann erleichtert zu Fröschen und Wasserschlange in den Gartenteich. Peter Burghardt

Mitten in Tel Aviv

Wenn es Abschied zu nehmen gilt, dann fängt man an, sich den Sehnsüchten zu stellen. Was wird man vermissen an Tel Aviv? Klar, die Spaziergänge am Meer, bei Sonnenuntergang. Der ist meist bombastisch-dramatisch. Aber es gibt noch einen Grund, zu verweilen. Kaum ist der Feuerball versunken, taucht ein buntes Ungetüm am Horizont auf. Jeden Abend, zuverlässig. Auch während der Corona-Zeit. Ein Golfkart mit Anhänger, beide blinken und blubbern ihre Farben in den Nachthimmel. Girlanden winden sich um das Gefährt, vier riesige Herzen strahlen in die Nacht. Mohammed ist wählerisch bei seinen Fahrgästen, er nimmt nur Kinder und Verliebte mit und stellt für sie seine schmalzige Musik an. Einmal mitgenommen zu werden auf dieser kitschigen Herzchentour am Strand, das bleibt eine Sehnsucht. Und ist ein Grund zum Wiederkehren. Alexandra Föderl-Schmid

Mitten in Sankt Peter-Ording

Dass man an die Nordsee in den Urlaub gefahren ist, hat mit dem bösen C-Wort zu tun. Einerseits. Anderseits ist es eine therapeutische Maßnahme. Es geht um Traumabewältigung. Die Eltern waren Nordmenschen. Während andere in den Sommerferien nach Bibione oder Benidorm fuhren, ging es für uns nach Amrum oder Ameland. Schon schön, aber eben auch sehr regnerisch. "Da hinten wird es hell", war der häufigste Satz meines Vaters, der das stets miserable Wetter irgendwie schönzureden suchte. Jetzt also der Versuch einer Rehabilitierung. Nirgends auf der Welt ist der Strand so breit wie in Sankt Peter-Ording. 22 Grad, kaum Wolken, kaum Wind, Relaxen im Strandkorb, Fahrradtour über den Deich, das Matjesbrötchen im Strandlokal schmeckt fantastisch. Und nach fünf Tagen hat man ihn dann tatsächlich: einen Sonnenbrand im Gesicht. Oliver Klasen

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