Süddeutsche Zeitung

Minnesota und Louisiana:Zwei tote Schwarze, zwei Videos, zweimal die US-Polizei im Zwielicht

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Binnen 48 Stunden sind in den USA zwei schwarze Männer von der Polizei erschossen worden. Zwei Mal zeigen verstörende Videos die Szenen. Zwei Mal heißt es, die Opfer hätten eine Waffe bei sich getragen. Zum wiederholten Mal wird die Frage laut, was geschehen wäre, wenn die Opfer weiß gewesen wären.

In Falcon Heights im US-Bundesstaat Minnesota starb der 32-jährige Philando Castile im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle mehrfach auf ihn geschossen hatte. Das berichtet unter anderem die Zeitung Minneapolis StarTribune. Die Polizei bestätigte den Vorfall.

Wegen defekten Rücklichts angehalten

Die Freundin des Getöteten, die mit im Auto saß, hatte die Situation nach den Schüssen live in einem Video auf Facebook festgehalten. Die Aufnahmen zeigen einen blutüberströmten Mann auf dem Fahrersitz und einen Polizisten, der mit gezückter Waffe vor dem Fenster steht.

Die Frau berichtet, dass sie wegen eines defekten Rücklichts angehalten worden seien. Die Polizei habe "ohne ersichtlichen Grund" auf ihren Freund geschossen, noch bevor er seine Fahrzeugpapiere habe zeigen können. Der Polizist soll geschossen haben, als Castile gerade in seine Hosentasche griff, um seinen Führerschein hervorzuholen. Ihr Freund habe dem Polizisten zuvor mitgeteilt, dass er eine Pistole dabei habe, für die er eine Lizenz besitze. Castiles vierjährige Tochter habe auf dem Rücksitz gesessen.

Erst am Dienstag hatte die Polizei in Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana den schwarzen, 37-jährigen CD-Verkäufer Alton Sterling auf einem Parkplatz überwältigt und erschossen. Die weißen Beamten waren angerückt, nachdem ein Anrufer berichtet hatte, er werde von einem Mann mit einer Waffe bedroht.

Proteste gegen Sterlings Tod

Der Vorfall, der ebenfalls gefilmt und im Internet verbreitet wurde, löste landesweit Empörung und Proteste der Anti-Rassismus-Bewegung "Black Lives Matter" aus. Im Tagesverlauf versammelten sich Hunderte Demonstranten in Louisiana.

Fälle von augenscheinlich willkürlicher Polizeigewalt gegen Schwarze haben in den vergangenen Jahren in den USA wiederholt für Empörung gesorgt. Im Sommer 2014 kam es nach der Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri zu schweren Unruhen. Im vergangenen Jahr entfachte der Tod von Freddie Gray in der Ostküstenstadt Baltimore wütende und teilweise gewalttätige Proteste. Der Afroamerikaner war in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen.

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