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Absturz in Ostukraine:Drei Männer für Abschuss von Flug MH17 schuldig gesprochen

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Ein Gericht in Amsterdam hat acht Jahre nach dem Unglück entschieden. Bei dem Flugzeugabsturz waren 298 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt waren vier Männer angeklagt.

Ein niederländisches Strafgericht hat drei ehemals hochrangige prorussische Separatisten wegen des Abschusses des Passagierfluges MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014 schuldig gesprochen. Dabei handelte es sich um zwei ehemalige russische Geheimdienstagenten und einen ukrainischen Separatisten. Sie alle erhielten lebenslange Haftstrafen und sollen mindestens 16 Millionen Euro an die Verwandten der Opfer zahlen.

Die Boeing der Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine abgeschossen worden. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder, 298 Menschen, waren damals ums Leben gekommen.

Da die meisten Opfer aus den Niederlanden kamen, findet dort auch der Prozess statt. Die drei Täter sind untergetaucht und werden in Russland vermutet. Eine Auslieferung dürfte nicht stattfinden. Das Gericht verkündete das Urteil in Abwesenheit der Angeklagten. Ein vierter Mann wurde freigesprochen.

Außerdem hat das Gericht den Tathergang - und damit äußerst aufwendige Arbeit internationaler Ermittler -bestätigt: Die Passagiermaschine sei eindeutig mit einer russischen Luftabwehrrakete vom Typ Buk-M1-Telar abgeschossen worden. Abgefeuert wurde die Rakete demnach von einem Feld in einem von Separatisten kontrollierten Gebiet. Das Luftabwehrgeschütz war demnach von einer russischen Militärbasis in die Nähe des ostukrainischen Ortes Snischne geschafft und nach dem Abschuss zurückgebracht worden.

Das Gericht stellte auch fest, dass ab Mai 2014 die Konfliktregion im Osten der Ukraine und die Rebellen faktisch unter russischer Kontrolle standen. Die Angeklagten hatten ihre Schuld abgestritten, auch der Kreml hatte eine Beteiligung russischer Staatsbürger zurückgewiesen und der Justiz "unbegründete Anschuldigungen" unterstellt.

Weil alle Versuche, den Fall vor ein internationales Gericht zu bringen, am Widerstand des Kremls scheiterten, blieb den Niederlanden nur, im eigenen Land einen Strafprozess gegen die Beschuldigten zu eröffnen. Insgesamt kamen die 298 Opfer aus zehn verschiedenen Ländern, vier davon auch aus Deutschland. Die Angehörigen der Opfer sind traumatisiert, doch nicht nur sie: In den Niederlanden hat der Abschuss des Flugzeugs und die Leugnung des Kremls ein kollektives Trauma ausgelöst, und die Beziehungen zu Russland schon vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine nachhaltig belastet. Die Frage, welche Rolle Russland in dem Unglück spielte, war den Angehörigen deshalb besonders wichtig.

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