Süddeutsche Zeitung

Massaker in Mexiko:Militär übernimmt Kontrolle in Iguala

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Armee entwaffnet Polizei in Iguala

Nach einem Massaker an Studenten im Süden Mexikos haben die Streitkräfte und die Bundespolizei die Kontrolle in der Stadt Iguala übernommen. Die Beamten der städtischen Polizei seien auf Anordnung von Präsident Enrique Peña Nieto entwaffnet und zum Verhör in eine Kaserne gebracht worden, sagte der Nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido.

Ihre Waffen würden untersucht, um eine mögliche Verwicklung in Verbrechen zu überprüfen. Soldaten und Beamte der neu geschaffenen Gendarmerie würden die Zufahrten zu der Stadt im Bundesstaat Guerrero bewachen. Innerhalb der von Korruption geplagten Sicherheitskräfte Mexikos gelten Armee und Bundespolizei als die saubersten Institutionen. Zuvor war bekanntgeworden, dass die Polizei von Iguala vermutlich in den Mord an 43 Studenten verwickelt ist.

Bürgermeister und Sicherheitschef in Verbrechen verwickelt

Jetzt gestanden zwei Mitglieder der kriminellen Organisation "Guerreros Unidos" den Mord an 17 der Verschleppten. Den Auftrag sollen der städtische Sicherheitsdirektor und der regionale Bandenchef erteilt haben. Zeugen zufolge stehen zahlreiche Beamte der städtischen Polizei von Iguala auf der Gehaltsliste der "Guerreros Unidos", die aus einem bewaffneten Arm des Drogenkartells Beltrán Leyva hervorgegangen waren. Der Bürgermeister und der Sicherheitschef von Iguala sind untergetaucht und werden von der Polizei gesucht.

"Guerreros Unidos" fordern Freilassung von Polizisten

Wegen der Vorfälle in Iguala wurden 22 Beamte der städtischen Polizei festgenommen. Am Montag forderten die "Guerreros Unidos" auf einem in der Stadt aufgehängten Transparent die Freilassung der Polizisten. Sollte ihrer Forderung nicht Folge geleistet werden, würden sie die Namen von Politikern und Funktionären bekanntgeben, die die Bande unterstützen, hieß es auf dem Plakat. "Der Krieg hat schon begonnen", schrieben die Gangster in ihrer Botschaft. Der Bundesstaat Guerrero wird bereits seit Längerem von Bandengewalt und sozialen Unruhen erschüttert.

Mexikos Präsident verspricht Bestrafung der Schuldigen

Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam übernahm persönlich die Ermittlungen. "Straflosigkeit darf es nicht geben und wir müssen verhindern, dass sich so etwas wiederholt", sagte er. Präsident Peña Nieto verurteilte die Tat scharf und versprach, die Schuldigen zu bestrafen. Der Mord an den jungen Leuten sei empörend und inakzeptabel, sagte der Staatschef. Üblicherweise äußert sich Peña Nieto nicht zu einzelnen Gewalttaten in Mexiko.

44 Studenten von krimineller Bande verschleppt

Vor zwei Wochen hatten die Lehramtsstudenten in Iguala angeblich zwei Busse besetzt. Sie wollten damit zu einer Gedenkfeier für den Massenmord von Soldaten und Sicherheitskräften an Universitätsstudenten 1968 in Mexiko-Stadt reisen. Zunächst feuerten Bewaffnete aus unbekannten Gründen auf die Männer und nahmen ein weiteres Fahrzeug unter Beschuss. Sechs Menschen starben sofort, 43 Studenten wurden offenbar von Polizisten mit Verbindung zu der kriminellen Bande "Guerreros Unidos" verschleppt. Am Wochenende wurden sechs Massengräber entdeckt, die Identität der 28 Leichen ist noch nicht zweifelsfrei geklärt.

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