Süddeutsche Zeitung

Mecklenburg-Vorpommern:Das Loch in der A 20 - gekommen, um zu bleiben

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Torf ist feucht und locker, er eignet sich hervorragend als Blumenerde oder getrocknet als Brennmaterial. Aber bei all seinen Vorzügen, eine stabile Grundlage bietet Torf nicht. Zumindest nicht für eine Autobahn, über die täglich Tausende Pkws und schwerbeladene Lkws fahren. Diese Erfahrung mussten die Fahrer der A 20 in Mecklenburg-Vorpommern machen: In der Nähe des Ortes Tribsees ist die Fahrbahn auf einer Länge von knapp 100 Metern abgesackt, ein riesiges Loch klafft in der Autobahn. Aufgrund des "A-20-Kraters", wie die Lokalpresse das Loch mehr oder minder liebevoll nennt, ist die Autobahn dort deshalb komplett gesperrt - und wird es wohl noch einige Zeit bleiben.

Bereits im vergangenen Oktober war die Fahrbahn auf einer Länge von 40 Metern aufgerissen. Das kam für das Verkehrsministerium wenig überraschend, teilt eine Sprecherin der SZ auf Anfrage mit. Erste Risse und Bodenwellen waren schon im Jahr zuvor bemerkt worden. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis das ganz große Loch kommen würde. Deshalb folgte Ende September die Vollsperrung der A 20. Am 9. Oktober war es dann so weit: Westlich der Ausfahrt Tribsees riss die Fahrbahn zu einem großen Krater auf.

Experten haben sich seitdem mit der Ursache auseinander gesetzt. Grund für das Drama sollen die Torf-Vorkommen unter der Autobahn sein. Die A 20 führt bei Tribsees durch Moorgebiet. Was genau zum Absenken der Fahrbahn geführt hat, ist zwar weiter unklar. Spekuliert wird über die Verwendung zu schwacher Stützen, nicht überprüfter Techniken oder schlichte Fehlkalkulationen.

Derzeit wird der Verkehr durch das nahegelegene Örtchen Langsdorf gelenkt. Weil das keine dauerhafte Lösung ist, sollte bis zum Sommer eine Umleitungsstrecke entstehen - doch der Ostsee-Zeitung zufolge gibt es Probleme mit den Eigentümern der Flächen, auf denen die bereits zurückgebaute, alte Baustraße wieder neu geplant und gebaut werden sollte. Die Eigentümer sind demnach schwer erreichbar, die Flächen gehören teilweise bundesweit verstreuten Erbengemeinschaften. Außerdem erteilte die Umweltbehörde noch keine Freigabe, die Umleitung soll durch Vogelschutzgebiet führen.

Das Autobahnloch ist nicht nur für Anwohner, sondern auch für den Ostsee-Tourismus ein Problem: Über die A 20 rollt ein Großteil des Verkehrs in die Urlaubsgebiete. Die Tourismusverbände im Osten Mecklenburg-Vorpommerns befürchten, dass sich Gäste von einem Besuch der Ostsee-Inseln Usedom oder Rügen abhalten lassen, wenn Verkehrschaos entstehen sollte.

Die gute Nachricht: Es gibt einen Plan. Einen Zeitplan für die europäische Ausschreibung von Planungsleistungen für die Reparatur. Der ist allerdings komplex. Zunächst können sich Firmen bis zum 22. Februar bewerben, erklärt eine Sprecherin des Verkehrministeriums. Dann folgen sechs Wochen, in denen die Bewerbungen ausgewertet werden. Anschließend würden drei Büros ausgewählt, die innerhalb von 30 Tagen ein detailliertes Angebot abgeben sollen. Die Auswertung bis hin zum Zuschlag werde sechs Wochen dauern. Wenn keiner der unterlegenen Bieter klage, könne der Zuschlag voraussichtlich im Juni erteilt werden. Verkehrsminister Christian Pegel (SPD) war jüngst von einer vollständigen Wiederherstellung der Autobahn bis zum Jahr 2021 ausgegangen.

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