Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Malen nach Pedalen

Was tun, wenn die Behörden keinen Fahrradweg genehmigen? In Brandenburg haben Unbekannte das Problem kreativ gelöst.

Von Verena Mayer

Menschen, die auf Straßen malen, sind entweder sehr klein oder sie wollen etwas Großes schaffen. So wie die zwei Kilometer lange weiße Linie, die eines Tages im August zwischen zwei Ortsteilen der brandenburgischen Stadt Kyritz auftauchte. Sie wurde zwar "keineswegs professionell aufgemalt", wie die Polizei feststellte, dafür macht ein ebenfalls handgemaltes Rad-Symbol sehr gut erkennbar, wie sie genutzt werden kann: als Fahrradweg nämlich.

Warum der dort hingemalt wurde, ist noch nicht klar, der oder die Maler haben auf dem Boden nur einzelne Buchstaben hinterlassen, die zusammen den Satz "Liebe ist die Antwort" ergaben. Fest steht aber, dass der handgemalte Fahrradstreifen eine Diskussion über Verkehrssicherheit ausgelöst hat. Darüber, wie vernachlässigt die Infrastruktur abseits der Großstädte noch immer ist, und wie wenig für Radelnde getan wird. Der zuständige Ortsvorsteher sagte dem Sender RBB, dass jetzt schon seit zehn Jahren über einen Fahrradweg an dieser Stelle diskutiert werde, es aber entweder am Geld oder der Bürokratie scheitere.

Die Aktion findet er "im Prinzip richtig gut", entfernen lassen muss er die Linie trotzdem. Sie wird nun weggefräst, denn die Unbekannten haben recht dick aufgetragen. Bleiben wird von ihrem Werk dennoch etwas - die Linie hat inzwischen auch Menschen in Berlin inspiriert. Dort wurde kürzlich an einer vielbefahrenen Kreuzung im Bezirk Pankow ein Fußgängerbereich aufgemalt. Ebenfalls mit kräftigen Strichen in weißer Farbe - die Do-it-Yourself-Verkehrswende gewissermaßen. Nicht umsonst spricht man ja von "ausmalen", wenn es um Dinge geht, die eines Tages wahr werden sollen.

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