Süddeutsche Zeitung

Kritik an Bischof Tebartz-van Elst:Ein Haus voll Luxus schauet

Das Lied "Ein Haus voll Glorie" hat Benedikt XVI. einmal als seinen Ohrwurm bezeichnet. Es handelt allerdings nicht von umstrittenen Prunkbauten wie dem des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst. Bei diesem Kirchenmann fühlen sich die Gläubigen immer weniger geborgen.

Ein Kommentar von Heribert Prantl

"Ein Haus voll Glorie schauet, weit über alle Land", so beginnt eines der kraftvoll-kämpferischen katholischen Kirchenlieder; gedichtet hat es vor bald hundertfünfzig Jahren der Jesuit Joseph Hermann Mohr; der zurückgetretene deutsche Papst Benedikt hat das Lied einmal als seinen "Ohrwurm" bezeichnet. Das "Haus voll Glorie" war seinerzeit als Gegenstück zu Luthers "Eine feste Burg ist unser Gott" gedacht.

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst muss das Lied und seinen Text missverstanden haben. Mit dem "Haus voll Glorie" ist nicht der Limburger Bischofssitz und dessen edle Ausstattung gemeint. Wenn im Lied vom "ew'gen Stein" die Rede ist, aus dem das Haus von "Gottes Hand" erbaut worden sei, ist die Kirche gemeint - eine Kirche, die angeblich von Feinden umzingelt ist und ihnen trotzt. Das Lied ist nämlich zu Zeiten des Kulturkampfs entstanden, den Bismarck damals gegen die römisch-katholische Kirche führte.

Die Art und Weise, wie der Limburger Bischof in seinem gesamten Verhalten und im Umgang mit seinen Kritikern das Lied auf sich und Gegner seines Prachtbaus bezieht, ist befremdlich.

31 Millionen Euro soll nun dieser Bischofssitz, Arbeitsplatz für einen einzigen Würdenträger, kosten; fünfeinhalb Millionen waren veranschlagt. Es handelt sich um einen bischöflichen Exzess. "Lass im Hause Dein, uns all geborgen sein." So heißt es im Kirchenlied. Bei Bischof Tebartz-van Elst fühlen sich die Limburger Gläubigen immer weniger geborgen.

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