Süddeutsche Zeitung

"Me Too":Verfahren gegen Kevin Spacey wegen sexueller Nötigung eingestellt

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Die Staatsanwaltschaft hat die Anklage gegen den Schauspieler Kevin Spacey wegen des mutmaßlichen sexuellen Übergriffs auf einen damals 18-jährigen Mann fallen gelassen. Die Bezirksstaatsanwaltschaft Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts teilte mit, sie habe den Fall eingestellt, in dem Spacey wegen unangemessenen Übergriffs und Körperverletzung angeklagt war.

Ein Sohn der Fernsehnachrichtensprecherin Heather Unruh hatte Spacey im Zuge der #Metoo-Debatte vorgeworfen, ihn 2016 unter Alkoholeinfluss gesetzt zu haben und ihn in einem Restaurant auf Nantucket sexuell missbraucht zu haben, wo der damals 18-Jährige gearbeitet hatte. Spacey bestritt die Vorwürfe.

Für die Staatsanwaltschaft wurde der Fall problematisch, nachdem Spaceys Kläger sein Recht angewandt hatte, nicht gegen sich selbst auszusagen und sich geweigert hatte, zu SMS-Nachrichten etwas zu sagen, die der Verteidigung zufolge gelöscht worden waren.

Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren nun wegen "Nichtverfügbarkeit des beschwerdeführenden Zeugen" ein, wie es heißt. Der Kläger war aufgefordert worden, sich zu einem Handy zu äußern, das er am Abend des angeblichen Übergriffs verwendet hatte. Der Mann hätte es der Verteidigung übergeben sollen, sagte aber, dass es abhandengekommen sei. Unter Berufung auf den fünften Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten verweigerte er die weitere Aussage.

Mutter löschte Inhalte vom Handy

Der New York Times zufolge hatte die Mutter des Klägers ausgesagt, sie habe bestimmte Inhalte gelöscht, bevor sie das Telefon der Polizei übergab. Es habe sich dabei um Nachrichten gehandelt, die sie als Mutter besorgt hätten - sogenannte "Frat boy"-Aktivitäten. Der Begriff beschreibt törichtes oder sexistisches Verhalten in männlichen Studentenverbindungen in den USA.

Seit 2017 sind in mehr als 30 Fällen Vorwürfe von sexuellen Übergriffen gegen den früheren "House of Cards"-Star Spacey vorgebracht worden. So hat der Schauspieler Anthony Rapp etwa einen mehr als 30 Jahre zurückliegenden Vorfall öffentlich gemacht. Der Fall aus Nantucket ist jedoch bisher der einzige, der vor Gericht gekommen ist.

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