Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Lieferdienst mit Blaulicht

Wie die Polizei in Karlsruhe im Supermarkt einkaufen geht und damit einer 90-jährigen Dame hilft.

Von Oliver Klasen

Dass die Polizei seit einigen Wochen Dinge tut, die nicht im klassischen Sinne zu ihrem Aufgabenbereich gehören, daran hat man sich mittlerweile gewöhnt. Für Recht und Ordnung zu sorgen, das kann eben zum Beispiel heißen, im Sauerland zwischen schlittenfahrenden Kindern über schneebedeckte Hügel zu stapfen und Spaziergänger zu verscheuchen.

In Karlsruhe haben zwei Beamte jetzt in einem Supermarkt eingekauft. Nicht in der Pause ihr Proviant, sondern dienstlich, quasi zur Gefahrenabwehr. Eine 90-jährige Frau alarmierte am Montagmittag gegen 12.30 Uhr die Polizei. Ihr Kühlschrank sei völlig leer.

"Auf Nachfrage erläuterte die Dame, dass sie in den letzten Tagen ein starkes Hungergefühl verspürt hatte und daher alles aufgegessen hatte", heißt es im Polizeibericht. Selbst einkaufen gehen konnte die Frau wegen ihrer Gehbehinderung nicht. Ihrer Betreuerin, die erst am Nachmittag wieder Zeit hatte, die Seniorin zu besuchen, war kein Vorwurf zu machen. Die 90-Jährige habe eben einfach mehr gegessen als gedacht. Also besorgten kurzerhand die beiden Polizisten das Nötigste in einem nahe gelegenen Supermarkt. Und weil sie schon mal da waren, brachten die beiden auch noch den vermeintlich kaputten Fernseher wieder zum Laufen.

Die Dame aus Karlsruhe war glücklich. Bedient von einem Liefer- und Reparaturdienst mit Blaulicht und Martinshorn, wer kann das schon von sich behaupten?

Mehr gute Nachrichten lesen Sie hier .

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5165898
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.