Süddeutsche Zeitung

Kambodscha:Rattenscharfe Retter

Seit einigen Jahren schon werden Ratten von einer belgischen Organisation zum systematischen Aufspüren von Landminen ausgebildet. Eingesetzt werden sie derzeit unter anderem in Kambodscha.

Von Martin Zips

Ratten traut man ja vieles zu. Dass sie einem die Pest ins Haus bringen; dass sie mindestens so groß werden wie die angeblich jüngst im Ruhrgebiet gefangene XXL-Ratte; dass sie Tag und Nacht im Keller hinter den Marmeladengläsern auf einen warten. Aus mitteleuropäischer Sicht sind Ratten einfach widerlich, trotz imagepolierender Versuche wie den Animationsfilm "Ratatouille" oder Kenneth Grahames "Der Wind in den Weiden". Ihren verdienstvollen Dauereinsatz als medizinisches Forschungsobjekt nimmt man als Mensch zwar dankbar, aber doch irgendwie gleichgültig zur Kenntnis. Hier nun ist etwas, das einen zum Ratten-Fan machen muss: Seit 1998 trainiert die belgische, mit Privatgeldern finanzierte Organisation Apopo Riesenhamsterratten zur Landminensuche. In Tansania ausgebildete Nager werden dabei rasterartig durch ein Gebiet geschickt - zum Beispiel in Kambodscha. Die sogenannten "Hero-Rats" sind zwar viel zu leicht, um Minen auszulösen. Doch riechen die Tiere den Sprengstoff, sie kratzen am Boden und werden für ihren Fund mit einem Stück Banane belohnt. Eine wichtige Arbeit: Allein in Kambodscha sterben durch Minen und Blindgänger noch heute, Jahre nach den Kriegen, jährlich weit mehr als 200 Menschen.

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Quelle:
SZ vom 04.07.2015
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