Süddeutsche Zeitung

Tod von Känguru Roger:Viel Fell, viele Muskeln, richtig viele Follower

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Ein Australier fand einst ein Känguru und gründete in der Folge eine Wildtier-Auffangstation. Känguru Roger wurde danach zur Social-Media-Sensation. Nun ist das Tier gestorben.

Von Magdalena Pulz

Roger, das wohl berühmteste Känguru der Welt, ist tot. Die Netzwelt, oder zumindest ein 1,3 Millionen Fans umfassender Teil davon, trauert. Roger war ein rotes Riesenkänguru. Und riesig war er wirklich. Muskelbepackte Arme, ausgeprägte Brustmuskulatur, der Mister Universum der Tierwelt. Roger begeisterte nicht nur seine Facebook- und Instagram-Follower. Nein, auch die Damenwelt, respektive Känguru-Weibchenwelt. Kein Wunder, in Studien ist nachgewiesen, dass Männchen mit einem größeren Bizeps erfolgreicher im Amourösen sind als ihre spargelarmigen Kollegen.

Rogers Weg in die sozialen Medien begann tragisch, auf einer Straße im Outback. Ein Auto überfuhr seine Mutter als er ein Jungtier war. Ein weiterer Autofahrer, Chris Barnes, sah das Waise am Straßenrand und nahm es mit, nahm es bei sich auf, taufte es Roger und zog es groß. Inspiriert von diesem Ereignis eröffnete Barnes eine Känguru-Station, dort kümmert er sich um verletzte Tiere oder mutterlose Junge. Doch so wie Roger war kein zweites Tier. In einem auf Facebook veröffentlichen Video hat sich Barnes anrührend von seinem langjährigen Gefährten verabschiedet: "Heute ist ein trauriger Tag. Wir haben unseren schönen Jungen Roger verloren" so Barnes, der in dem Video neben grasenden Kängurus im Sand sitzt. "Roger war für viele Jahre unser Alphamännchen und ist zu einem Känguru geworden, das Menschen von überall auf der Welt so sehr lieben wie wir."

Das Alphamännchen unter den Alphamännchen wog 89 Kilogramm, stehend maß er knapp über zwei Meter. Im Vergleich: Der durchschnittliche deutsche Mann bringt es nur auf etwa 1,80 Meter. Dem Spiegel hatte Barnes vor einigen Jahren mal erzählt, Roger erhalte kein gesondertes Fitnesstraining. Känguru-Männchen messen sich in Rangeleien und kickbox-artigen Duellen. Das hält fit. Abgesehen von einem Boxsack, den Barnes seinem Schützling spendiert hatte und an dem er sich abreagieren durfte, war Rogers freakische Athletik offenbar einfach nur eine Laune der Natur. Und sie lebt weiter, etwa in seinen verebten Genen. Auf Instagram hat sein ebenfalls stattlich gebauter Sohn Monty Rogers Erbe angetreten.

In Deutschland kennt man Kängurus vor allem aus dem Zoo. Oder aus den Geschichten von Autor Marc-Uwe Kling, dort als ein Tier voller Ressentiments gegen das kapitalistische System und Arbeit im Generellen. In Australien dagegen ist das Känguru Wappentier - wird aber nicht nur geliebt: Zum einen werden die Tiere hin und wieder auch für Menschen gefährlich, zum anderen beklagen sich Bauern über die Tiere, weil sie in der Landwirtschaft extreme Schäden anrichten. Insgesamt 45 Millionen Kängurus soll es auf dem Kontinent geben, bei etwa 25 Millionen menschlichen Einwohnern.

Zwölf Jahre ist Roger, das Bodybuilder-Känguru, alt geworden - eine normale Känguru-Lebenserwartung. Er wurde dort begraben, wo er fast sein ganzes Leben verbracht hat und von wo aus er weit über die Grenzen des Landes bekannt geworden war, auf dem Gelände des "Kangaroo Sanctuary" von Chris Barns in Alice Springs, Australien.

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