Süddeutsche Zeitung

JVA Hagen:Gefangener stirbt nach Legionellen-Infektion

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Von Max Sprick

Ein Häftling der Justizvollzugsanstalt Hagen ist nach einer Legionellen-Infektion an Multiorganversagen gestorben. Der 47-Jährige sei schon am 12. Oktober während einer krankheitsbedingten Haftunterbrechung in einem Aachener Krankenhaus verstorben, teilte das nordrhein-westfälische Justizministerium mit. "Wir haben noch keine Erklärung dafür, wo der Häftling sich angesteckt haben könnte", sagte ein Sprecher auf Anfrage der SZ.

Der Gefangene habe wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eine Freiheitsstrafe von neun Jahren und sechs Monaten zu verbüßen gehabt und wäre im Februar 2025 entlassen worden. "Wir gehen davon aus, dass er sich innerhalb des Gefängnisses infiziert hat", sagte der Sprecher. Nachdem der Häftling dann starke grippale Erkältungserscheinungen zeigte, wurde er am 8. Oktober zunächst ins Krankenhaus der JVA Fröndenberg und einen Tag später in ein externes Krankenhaus in Unna verlegt. Wiederum einen Tag später kam er in die Spezialklinik nach Aachen, wo er dann verstarb.

Dem nordrhein-westfälischen Justizministerium zufolge habe bislang kein anderer Häftling oder Bediensteter der JVA Hagen ähnliche Symptome wie der Verstorbene aufgewiesen. Das Gesundheitsamt habe Wasserproben entnommen, die nun ausgewertet würden. Außerdem habe eine Hundestaffel erfolglos nach möglichen illegalen Übertragunsquellen gesucht. Eine Ansteckungsquelle sei also bislang nicht ermittelt worden.

Typische Infektionsquellen für Legionellen sind Hausinstallationen zur Warmwasserverteilung, Klimaanlagen, Schwimmbäder, Luftbefeuchter und Geräte für die Mundhygiene oder zur Behandlung von Atemwegserkrankungen. In der JVA Hagen seien nun die Duschen im betroffenen Hafthaus mit Sterilfiltern ausgerüstet worden. "Damit haben wir die vom Gesundheitsamt empfohlenen Sicherheitsmaßnahmen erfüllt", sagte der Sprecher des Justizministeriums. "Für uns ist es natürlich eine bedrückende Situation, wenn ein Häftling stirbt." Für die anderen Insassen bestehe keine Gefahr. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist bislang nicht bekannt und gilt dem Robert-Koch-Institut zufolge als unwahrscheinlich.

Die JVA Hagen nimmt in Nordrhein-Westfalen eine besondere Stellung ein. Sie ist die so genannte Einweisungsanstalt. Alle erwachsenen Männer, die ihre Strafhaft antreten und noch mehr als 30 Monate zu verbüßen haben, müssen die JVA Hagen durchlaufen. Hier wird dann überprüft, in welcher JVA der Verurteilte dauerhaft untergebracht wird oder ob es Bedarf an Weiterbildung oder Therapie gibt.

Erst Anfang Oktober war ein Häftling in einem nordrhein-westfälischen Gefängnis gestorben. Ein junger Syrer, der in der JVA Kleve zu Unrecht monatelang einsaß, starb an den Folgen eines Brandes in seiner Zelle.

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