Süddeutsche Zeitung

Italien:"Boss der Bosse": Mafia-Chef Bernardo Provenzano ist tot

Der ehemalige Cosa-Nostra-Chef wurde 83 Jahre alt. Vor seiner Festnahme war er der meistgesuchte Mafia-Pate Italiens - und soll für mehr als 40 Morde mitverantwortlich sein.

Sein Wunsch, vor seinem Tod in sein Heimatdorf Corleone auf Sizilien zurückzukehren, wurde ihm verwehrt: Vor ein paar Jahren beantragte Bernardo Provenzano wegen einer angeblichen Parkinson-Erkrankung vergeblich die vorzeitige Entlassung aus der Haft. Nun ist der frühere Chef der sizilianischen Cosa Nostra im Alter von 83 Jahren im Gefängnis gestorben, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa. Er sei einer Krebserkrankung erlegen, berichten italienischen Medien.

In den vergangenen zehn Jahren war es still geworden um Provenzano, davor hatte der "Boss der Bosse" jedoch mehr als 40 Jahre lang die Polizei auf Trab gehalten. Er war der meistgesuchte Verbrecher Italiens.

Spitzname "Der Traktor"

Als er 2006 auf Sizilien gefasst wurde, musste ihm nicht einmal mehr der Prozess gemacht werden: Der Cosa-Nostra-Chef war in Abwesenheit bereits zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach Aussagen von Mafia-Aussteigern war er in mindestens 40 Morde verwickelt.

Wegen der Art und Weise, wie er seine Gegner niederwalzte, wurde Provenzano "Binnu der Traktor" ( Binnu u tratturi auf Sizilianisch) genannt. Gemeinsam mit Salvatore Riina, seinem Vorgänger an der Spitze der Cosa Nostra, ließ er in den Neunzigerjahren die Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino ermorden. Bei Riinas Festnahme 1993 soll Provenzano seine Finger mit im Spiel gehabt haben.

Seinen ersten Mord soll Provenzano im Alter von 25 Jahren an einem Mafia-Konkurrenten begangen haben. Sein Heimatort Corleone erlangte durch den Roman "Der Pate" Berühmtheit.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3076820
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/AFP/kat
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.