Süddeutsche Zeitung

Haiti:Mädchen überlebt 15 Tage unter Trümmern

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"Sie hat einfach 'Danke' gesagt": Mehr als zwei Wochen nach dem Beben bergen Helfer eine Jugendliche aus den Überresten eines Hauses. Sie lebt dank einer Limonadenflasche.

Eine junge Haitianerin hat 15 Tage unter den Trümmern eines vom Erdbeben zerstörten Hauses überlebt. Die 16- oder 17-Jährige wurde am Mittwoch von einem französischen Rettungsteam aus den Resten eines zusammengestürzten Wohnhauses gerettet, berichtete der US-Fernsehsender CNN.

"Sie hat einfach 'Danke' gesagt", sagte ein Sprecher des französischen Zivilischutzes. Helfer berichteteten, die junge Frau habe etwas von einer Flasche Limonade gestammelt, die sie am Tag des Jahrhundertbebens eventuell dabei gehabt habe. Auch könnte sie in den Trümmern eines zerstörten Badezimmers Zugang zu Wasser gehabt haben. Gleichwohl sei sie stark ausgestrocknet.

Nachbarn sagten, das Haus sei am 12. Januar eingestürzt, als die Erde mit einer Stärke von 7,0 bebte. Die Retter meinten, es sei ein "Wunder", dass das Mädchen so lange überlebt habe.

Die Jugendliche wurde inzwischen auf ein französisches Lazarettschiff vor der Küste Haitis gebracht. Erst vor kurzem war ein 31-Jähriger gerettet worden, der zwölf Tage eingeschlossen war.

Seit dem Beben wurden mehr als 130 Menschen lebend aus den Trümmern gezogen. Für fast 170.000 Menschen kam hingegen jede Hilfe zu spät: Sie wurden tot geborgen.

Währungsfonds gewährt Notkredit

In der Nacht zum Donnerstag wurde Haiti von einem weiteren Beben der Stärke 4,1 erschüttert. Das Epizentrum befand sich nach Angaben der US-Erdbebenwarte in einer Tiefe von 58,4 Kilometer etwa 30 Kilometer südöstlich von Port-au-Prince.

Über Opfer oder Schäden gab es zunächst keine Angaben. Für die traumatisierten Menschen wecken die Nachbeben jedoch schreckliche Erinnerungen.

Zwei Wochen nach dem Erdbeben wird die Situation der Obdachlosen nach Angaben der Vereinten Nationen immer bedrohlicher. "Wir suchen verzweifelt Zelte und Behelfsunterkünfte", sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in New York. Auch die Versorgung mit Essen sei kritisch.

Gleichwohl bessere sich die Situation: "Die Versorgung läuft flüssiger und wir erreichen immer mehr Menschen. Aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns." Die Zahl der Obdachlosen schätzt die UN auf 800.000 bis zu einer Million Menschen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) gewährte Haiti inzwischen einen Notkredit von 114 Millionen Dollar. Haiti sollte das Geld bis Freitag erhalten, teilte der IWF am Mittwoch mit. Damit soll die Wirtschaft des Landes wieder angestoßen werden und die Regierung in die Lage versetzt werden, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Der IWF erließ Haiti bis Ende 2011 die Zinsen auf den Kredit.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva warf dem Westen unterdessen vor, Haiti schon vor dem Erdbeben mit seiner Misere alleingelassen worden. Schon vor dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar dringend benötigte finanzielle Hilfe sei von den Ländern des Westens nicht gewährt worden, betonte er auf dem Weltsozialforum im südbrasilianischen Porto Alegre. Dort rief er zum "Jahr der Solidarität" mit dem Karibikstaat auf.

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