Süddeutsche Zeitung

Großbritannien:Teil des Londoner Monster-Fettbergs kommt ins Museum

Lesezeit: 1 min

Man könnte sagen, die Londoner können sich jetzt im Museum anschauen, was sie selber jeden Tag die Toilette herunterspülen. Das Museum of London stellt nämlich ein kleines Stück des Fettberges aus, der im Herbst vergangenen Jahres einen Teil der Kanalisation verstopfte. Der 250 Meter lange und 130 Tonnen schwere Fund hatte damals selbst erfahrene Kanalmitarbeiter schockiert. "Es ist so, als ob man versucht Beton zu spalten", sagte damals der Abfallbeauftragte des Wasserversorgers Thames Water, Matt Rimmer.

Der Klumpen, der im Stadtteil Whitechapel gefunden wurde, bestand aus einer Mischung all der ekeligen Dinge, die man insgeheim in einer Kanalisation vermutet - vor allem aber aus Windeln, Feuchttüchern und hartem Kochfett. Damit steht der Fettberg auch stellvertretend für den heutigen Lebenswandel: Die Menschen essen zu viel Fett und wischen sich anschließend auf der Toilette den Hintern mit Feuchttüchern ab, die sich laut Experten nur kaum oder gar nicht zersetzen. Das Ergebnis sind solche Fettberge wie das "Fatty McFatberg" oder auch "Fat the Ripper" genannte Exemplar, das es nun dank seines enormen Ausmaßes ins Museum geschafft hat.

Neu ist das Problem nicht. Schon 2014 meldete der Londoner Wasserversorger Thames Water, es gäbe jedes Jahr etwa 80 000 Verstopfungen wegen Fett, was monatliche Kosten von umgerechnet 1,3 Millionen Euro verursache. Auch in anderen Kanalisationen der Welt kämpft man mit dem Abfall des modernen Lebenswandels.

Der Londoner Monster-Fettberg verursachte nicht nur bei seiner Entsorgung damals viel Arbeit - der Klumpen wog umgerechnet etwa so viel wie ein Blauwal. Auch der Transport ins Museum stellte die Mitarbeiter vor große Herausforderungen: Es handele sich um "extrem gefährliches Material, das vor Bakterien wimmelt", sagte Sammlungsverwalterin Sharon Robinson-Calver. Der Fettklumpen könne Injektionsnadeln, Kondome oder Hygieneartikel enthalten, die Krankheiten verbreiten können.

Nun befindet sich der Klumpen in einem infektionssicheren Glaskasten und kann "Fragen aufwerfen darüber, wie wir heute leben und unsere Besucher inspirieren, Lösungen für die Probleme wachsender Metropolen zu finden", sagte Museumsdirektorin Sharon Ament. Eine Lösung für den Rest von "Fatty McFatberg" wurde bereits gefunden: Er wurde zu Biodiesel verarbeitet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3860463
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/afp/dpa/eca
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.