Süddeutsche Zeitung

Gentlemen's Club:"Bei der Tea Time im Schloss Bellevue wären wir gern dabei gewesen"

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Als Vorsitzender der "Friends of British Royalty" in Hinsbeck prostet Bernhard Zanders jeden Montag einem Porträt der Queen zu. Die Haltung seines Clubs zum Besuch von William und Kate: schön, aber verzichtbar.

Interview von Leonie Gubela

Bernhard Zanders ist Gründer eines Gentlemen's Club. Neun Männer zwischen 34 und 80 treffen sich regelmäßig in der Hinsbecker Stammenmühle und philosophieren in Ohrensesseln über "imperial matters".

SZ: Herr Zanders, warum haben Sie in einem kleinen Städtchen am Niederrhein einen Gentlemen's Club gegründet?

Ich habe als Kind "In 80 Tagen um die Welt" gelesen und Phileas Fogg, der Protagonist, gehörte zu einem solchen Club. Die Beschreibung der Atmosphäre dort hat mir einfach gut gefallen. Vernünftige Gespräche in stilvoller Umgebung. Die Männer sind gesittet und kultiviert, Themen wie Fußball, Frauen oder Autos sind tabu und sobald sich jemand echauffiert oder irgendwem ins Wort fällt, klingele ich mit dem Glöckchen.

Wird es bei Ihnen denn niemals laut? Was passierte zum Beispiel, als die von Ihnen so geliebten Briten beschlossen, die EU zu verlassen?

Da war die Stimmung eher bedrückt. Wir waren shocked. Es hat ja keiner damit gerechnet, dass das passieren könnte. Dabei haben wir vor einigen Jahren sogar mal beantragt, dass die Mühle, in der wir uns treffen, Teil des Commonwealth werden soll. Hätte das nordrhein-westfälische Innenministerium zugestimmt, wäre die Queen jetzt Staatsoberhaupt von ein paar Quadratmetern Hinsbeck. Ob wir dann bald noch zur EU gehören würden - wer weiß?

Wie muss man sich ein Treffen des Gentlemen's Club vorstellen?

Wir treffen uns in der Stammenmühle, die für den Anlass nicht angemessener sein könnte. Die Mühle ist der höchste Punkt zwischen Köln und London und war daher bei der Krönung Elizabeth II. eine Relaisstation - das Ereignis wurde also von dort ins deutsche Fernsehen übertragen. Wir stehen dann Spalier vor einem Porträt der Queen, ich sage "Gentlemen, the Queen", die Männer antworten mit "The Queen" und wir prosten ihr mit Whisky zu. Sehr viel mehr wird aber nicht getrunken an diesen Abenden: Ich kann mit Stolz behaupten, dass es in 20 Jahren noch niemand von uns übertrieben hat.

Das verbietet die Etikette ...

Genau. Nach dem Zuprosten nehmen wir Platz und beginnen kühl und rational über Themen - wir nennen sie imperial matters - zu diskutieren, die wir vorab festgelegt haben. Wir versuchen da ein bisschen, den British view auf die Dinge zu verfolgen und bleiben eher unemotional.

Sind die Briten denn überhaupt so unemotional und kühl? Insbesondere das Königshaus ist doch in den vergangenen Jahren eher herzlich und lockerer geworden.

Schon - William und Kate sind ja eine andere Generation und haben eine viel offenere Art, die Monarchie zu repräsentieren. Das ist wohl auch nötig. Das Wort "Charmeoffensive" kursiert überall und wir glauben, dass es das ganz gut trifft. Zu der Tradition, die wir aufrechterhalten, passt das zwar nicht ganz so gut, aber ich glaube, die beiden wären ziemlich amused, wenn sie von uns erfahren würden.

Wie intensiv verfolgen Sie den Deutschlandtrip von William, Kate und den Kindern?

Der Besuch der königlichen Familie ist am Montag Thema. Wir werden ihn nachbereiten und bewerten, wie alles lief. Uns ist natürlich klar, dass die jungen Briten auch hier sind, um ein bisschen die Wogen zu glätten.

Und, klappt das?

Ziemlich gut sogar. Aber das war zu erwarten. Bei der Tea Time im Schloss Bellevue wären wir natürlich sehr gerne dabei gewesen. Die Charmeoffensive der Royals wäre aber nicht nötig gewesen, finde ich. Ich glaube nicht, dass die Briten als Volk durch ihre Entscheidung bei uns so viel an Sympathie verloren haben.

Glauben Sie, dass das Königshaus schon mal von Ihnen gehört hat?

Doch, die Queen kennt den Hinsbecker Gentlemen's Club. Zumindest hoffe ich das. Die Times hat vor ein paar Jahren mal über uns berichtet und die Queen liest die Times. Sie findet bestimmt gut, was wir hier machen. Wir nehmen das schließlich ziemlich ernst und treiben keinen Schabernack.

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