Süddeutsche Zeitung

Gedenkfeier für Michael Jackson:Neverland no more

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Chaos um die Beisetzung des King of Pop: Auf seiner Neverland-Ranch wird sie jedenfalls nicht stattfinden. In seiner Villa fanden Ermittler indes das Narkose-Medikament Propofol.

Eine Woche nach dem Tod von Michael Jackson geht das Hin und Her um eine Trauerfeier für den Popstar weiter. Nachdem bereits Scharen von Reportern und Fans zu Jacksons früherem Anwesen Neverland nahe Santa Barbara gereist waren, teilte die Familie des Sängers am Mittwoch mit, dass keine Trauerfeier auf dem riesigen Landsitz 200 Kilometer nordwestlich von Los Angeles geplant sei. "Entgegen früheren Medienberichten gibt die Jackson-Familie offiziell bekannt, dass es keine öffentliche oder private Aufbahrung in Neverland geben wird", zitierte der Internetdienst tmz.com aus der Mitteilung von Sprecher Ken Sunshine.

Entertainment-Reporter Roger Friedman sagte dem Sender CNN unter Berufung auf gut informierte Quellen, dass die Familie nun Vorbereitungen für eine öffentliche Zeremonie in Los Angeles treffe. Sie werde am kommenden Dienstag im Staples Center stattfinden. Eine Bestätigung durch die Jackson-Familie gab es zunächst aber nicht.

Eine Kostenfrage?

Die Finanzierung dieses Events sei bislang unklar, schreibt unterdessen die Los Angeles Times. Besonders die Sicherheitsmaßnahmen in dem Sportstadion könnten teuer werden - erst vor wenigen Wochen hatten die Basketballer der LA Lakers ihren Sieg der nationalen Meisterschaft für etwa zwei Millionen Dollar dort gefeiert. Damals war der Aufschrei groß, als sich die Stadt Los Angeles an den Kosten beteiligen wollte - doch, wie oft in Amerika, sprangen private Spender ein und übernahmen die Kosten. Unter ihnen die Firma AEG, der nicht nur das Staples Center gehört, sondern die auch die die ursprüngliche Abschiedstour des King of Pop in London geplant hatte. Noch ist der Zeitung zufolge ebenfalls nicht klar, wie hoch die Preise für die Eintrittkarten zu der Gedenkfeier sein werden.

Noch dazu gibt es einen Konflikt mit einer Veranstaltung, die in Los Angeles Tradition hat und bereits seit langem für den kommenden Dienstag geplant ist: Die Elefantenparade des weltberühmten Zirkus Ringling Bros. Barnum and Bailey, die quer durch Downtown Los Angeles bis zum Staples Center zieht, bevor Artisten und Tiere von Mittwoch an in der Arena auftreten.

Neverland war schon vorbereitet

In den vergangenen Tagen hatten US-Medien berichtet, dass Jacksons Leiche an diesem Donnerstag mit einem Konvoi von 30 Wagen von Los Angeles nach Neverland gebracht werde. Am Freitag sollten dann Fans aus aller Welt Gelegenheit haben, vom "King of Pop" Abschied zu nehmen. Dutzende riesige TV-Übertragungswagen und viele Schaulustige sicherten sich am Mittwoch in dem Gelände rund um das Anwesen bereits einen Platz, der nun nicht mehr nötig ist."

Jackson hatte in seinem Testament keine Angaben darüber gemacht, wo er beerdigt werden möchte. Als letzte Ruhestätte für den Sänger hat sich seine Geburtsstadt Gary im US-Bundesstaat Indiana angeboten.

Überraschungen im Testament

In dem am Mittwoch veröffentlichten Testament aus dem Jahr 2002 überträgt der Star seiner Mutter Katherine das Sorgerecht für die drei Kinder Prince Michael, Paris und Prince Michael II ("Blanket"), heute zwölf, elf und sieben Jahre alt. Sollte seine Mutter jedoch vor ihm sterben oder die Aufgabe nicht übernehmen können, nannte er Souldiva Diana Ross ("Ain't No Mountain High Enough") als Alternative.

Ausdrücklich bestimmt Jackson in dem fünf Seiten langen Testament, dass seine Ex-Frau Debbie Rowe, die Mutter von zweien seiner drei Kinder, nicht berücksichtigt wird. "Ich habe absichtlich keine Vorsorge für Deborah Jean Rowe Jackson vorgesehen", heißt es in dem Vermächtnis. Sein Vater Joe wird darin nicht ausdrücklich erwähnt. Laut Wall Street Journal wurde er von seinem Sohn enterbt. In seinem letzten Willen verfügte der Popstar zudem, dass sein Vermögen in eine Stiftung namens Michael Jackson Family Trust fließen soll. Ein Gericht in Los Angeles setzte für den 6. Juli eine Anhörung zu dem Testament an.

Drogenbehörde schaltet sich ein

Jacksons mutmaßliche Medikamentensucht sorgte auch am Mittwoch wieder für Schlagzeilen. Mehrere Quellen hätten bestätigt, dass Jacksons Körper an vielen Stellen Einstiche aufwies, meldete tmz. Der Internetdienst hatte zuvor berichtet, dass Ermittler in Jacksons Luxusvilla, in der er am vergangenen Donnerstag mit 50 Jahren an Herzversagen gestorben war, das gefährliche Narkotikum Propofol fanden, auf das sonst nur Ärzte Zugriff haben.

Indes hat die US-Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) sich in die Untersuchungen zum Tod Jacksons eingeschaltet. Die Polizei von Los Angeles habe die DEA um Unterstützung gebeten, verlautete aus Ermittlerkreisen. Unter anderem könnten die behandelnden Ärzte und deren Zulassung überprüft werden.

Die offizielle Obduktion am vorigen Freitag war ohne endgültiges Ergebnis geblieben. Das Resultat genauerer toxikologischer Untersuchungen wird erst in mehreren Wochen erwartet. Auch eine unabhängige Autopsie, die von Jacksons Familie in Auftrag gegeben wurde, brachte noch kein Resultat.

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