Süddeutsche Zeitung

Flutkatastrophe in Pakistan:Erste Fälle von Cholera

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Die schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten: Das Rote Kreuz meldet aus den überfluteten Regionen Pakistans erste Fälle einer gefährlichen Seuche. Neben Medikamenten fehlt es vierlorts auch an Lebensmitteln.

Neue Hiobsbotschaft in Pakistan: Nach dem verheerenden Monsunregen, dem bisher mindestens 1500 Menschen zum Opfer fielen, meldet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aus den überfluteten Gebieten erste Cholera-Fälle. Es seien zahlreiche Krankheitsfälle registriert worden, sagte der Leiter des Büros in Islamabad, Dirk Kamm, dem RBB-Inforadio. Außerdem gebe es viele weitere Durchfallerkrankungen.

Cholera ist eine schwere, bakterielle Infektionskrankheit, die Durchfall und Erbrechen auslöst und zu einer schnellen Austrockung führt. Die Ansteckung erfolgt häufig über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung.

Wegen der schleppenden Hilfe wächst unter den Flutopfern indes der Unmut über die Regierung. Hunderte aufgebrachte Pakistani demonstrierten am Mittwoch in der Stadt Nowshera in einer der am stärksten von den Fluten betroffenen Gegenden. Sie forderten in Sprechchören eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln und dringend benötigten Medikamenten.

"Wir sitzen hier mit leeren Händen"

Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen leiden inzwischen mehr als 3,2 Millionen Menschen unter den heftigsten Überflutungen seit 80 Jahren. Die aufgewühlte Menge blockierte eine Straße und warf mit Steinen auf vorbeifahrende Autos. "Wir sitzen hier mit leeren Händen und haben weder Geld noch etwas zu essen", sagte ein Flutopfer. "Unsere Kinder sterben in den Krankenhäusern, weil keine Medikamente da sind, nicht mal Impfstoff gegen die Cholera."

Auch Präsident Asif Ali Zardari steht heftig in der Kritik, weil er trotz der schlimmen Flutkatastrophe Staatsbesuche in Frankreich und Großbritannien absolviert hat. "Was ist er nur für ein Mensch? Er hat kein Herz für sein eigenes Volk", klagte ein Demonstrant in Nowshera. Vor allem ein zweistündiger Abstecher Zardaris in einen Palais seiner Familie in der Normandie erregt die Gemüter.

Im Nordwesten des Landes sei das Wasser in den vergangenen 24 Stunden zurückgegangen, berichtete unterdessen DRK-Vertreter Kamm. Jetzt aber näherten sich weitere Wassermassen den südlicheren und bevölkerungsreichsten Gebieten Pakistans, Punjab und Sindh. "Dort erwartet man die schlimmste Flutkatastrophe seit 33 Jahren", sagte er dem RBB.

Mittlerweile ist auch dringend benötigte Hilfe aus dem Ausland unterwegs: Die USA haben angekündigt, sechs Transporthubschrauber zu schicken. Das UN- Welternährungsprogramm (WFP) schätzt, dass etwa 1,8 Millionen Menschen in den kommenden sechs Monaten auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen sein werden.

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dpa/AFP/apn/jobr
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