Süddeutsche Zeitung

Facebook-Video:Jennifer Rostock schaltet sich mit Anti-AfD-Song in den Wahlkampf ein

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Aus ihrer politischen Überzeugung macht die Jennifer Rostock kein Geheimnis: Die Rockband ist entschieden "gegen rechts". Nun hat die Gruppe sich auch in den Wahlkampf in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern eingeschaltet: Auf Facebook postete die Band ein Musikvideo, in dem sie das Parteiprogramm der AfD auseinandernimmt - und die Zustimmung im Netz ist gewaltig.

Rund 20 Stunden nach seiner Veröffentlichung haben schon 83 700 Leute das Video geteilt. Mehr als 90 000 Leute klickten "Gefällt mir" - darunter auch der Linken-Politiker Gregor Gysi. Ob die Band sich über seinen Zuspruch freut, ist nicht bekannt. Vergangene Woche hatte sich die Punkband "Feine Sahne Fischfilet" von einem Lob von Justizminister Heiko Maas distanziert, der auf ihr Engagement bei einem Konzert gegen Rechtsextreme gemacht hatte.

In dem Lied, das im Stil einer spontanen Wohnzimmer-Session aufgenommen wurde, findet Jennifer Rostock deutliche Worte gegen die rechtspopulistische Partei. "Bist du alleinerziehend und willst nicht, dass der Staat dich unterstützt? Dann wähl die AfD. / Willst du 'ne Steuerpolitik, die nur dem Großverdiener nützt? Dann wähl die AfD", singt Frontfrau Jennifer Weist.

"Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber"

Sowohl in Mecklenburg-Pommern als auch in Berlin, wo die Band ihren Sitz hat, werden demnächst Wahlen abgehalten. In beiden Bundesländern erreicht die rechtspopulistische Partei derzeit in Umfragen hohe Zustimmungswerte.

In ihrem Video äußert Jennifer Rostock Zweifel daran, dass die Bürger das Parteiprogramm der AfD wirklich verstanden haben: Systematisch zerlegt Jennifer Weist die politischen Parolen, während Bandmitglied Johannes Walter sie am Keyboard begleitet. Im Refrain gibt sie zu bedenken: "Aber nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber!", streicht an einer Stelle mit dem Finger an ihrer Kehle entlang. Das Lied gipfelt in dem Aufruf an die Zuhörer, "nur bitte diesen Sch... nicht" zu wählen.

Zwar hinkt das Bild naiver Wähler als "dumme Kälber" - denn schlachtreife Tiere haben nun einmal nicht die Wahl. Doch auch auf solche Sophistereien hat Jennifer Rostock eine Antwort. Als ein User in einem Kommentar schreibt: "Und sowieso ist es egal wen oder was ihr wählt, glaubt ihr ernsthaft das es irgendeinen Unterschied macht?", postet die Band darunter einen Videolink zu ihrem Song "Irgendwas ist immer".

Auch in der Vergangenheit hat Jennifer Rostock gegen Rechtsextremismus und seine Sympathisanten Zeichen gesetzt. Nachdem etwa die umstrittene Rockgruppe Frei.Wild für den Musikpreis Echo nominiert worden war, rief Jennifer Rostock zum Boykott der Verleihung auf. Außerdem unterstützt sie die Initiative "Kein Bock auf Nazis" und hat in der Vergangenheit klargestellt, nie wieder Leute in T-Shirts rechtsextremer Bands auf ihren Konzerten sehen zu wollen.

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