Süddeutsche Zeitung

Hochzeit von Christian Lindner:Stürmisches Ja-Wort

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Bundesfinanzminister Christian Lindner und Franca Lehfeldt versetzen Sylt mit ihrer Hochzeit in Aufruhr. Das bleibt nicht ohne Kontroversen.

Von Saskia Aleythe

Wer auf Sylt heiratet, muss mit Gegenwind rechnen. Es stürmt ja mitunter kräftig auf der Insel an der Nordseeküste, so auch am Samstagnachmittag: Da hatte Christian Lindner kurz Mühe, das Kleid von Franca Lehfeldt nicht im Porsche-Targa einzuklemmen. Gerade hatten sie sich in der Kirche St. Severin in Keitum vor Gott zum Brautpaar erklären lassen, wurden davor mit Blüten beworfen und hatten sich für einen Moment den Kameras gezeigt. Dann ging es rüber zum Auto, der Bundesfinanzminister hielt seiner Braut, einer Journalistin, die Tür auf und half dann, die Schleppe des Luxusgewands ins Gefährt zu stopfen. Sagen wir so: Mit einer Kutsche wäre das leichter gewesen.

Royalen Touch hatte die Vermählung dennoch, mit allen dafür nötigen Zutaten: Da war das Kleid, rückentief ausgeschnitten, im Nacken gebunden, mit Schlitz und Schleppe. Experten verteilten das Etikett "Hollywood"-Robe, auch Rihanna soll schon ein Gewand der Marke Halfpenny London getragen haben. Dazu kamen noch exklusive Räumlichkeiten, prominente Gäste und jede Menge Aufregung. Denn manch einer fragt sich ja: Tut sich ein Finanzminister, der Langzeitarbeitslosen in der Krise die Unterstützung kürzen will, einen Gefallen mit einer Luxushochzeit in einem Touristen-Hotspot?

Hochzeiten von Politikern sind normalerweise private Angelegenheiten, doch schon seit Donnerstag war das trotz seiner Beliebtheit beschauliche Sylt in höchster Aufruhr. Polizisten sicherten diverse Gegenden ab, liefen mit Spürhunden über die Insel. Sie umzäunten später sogar die Kirche, in der geheiratet wurde.

An den Gittern versammelten sich Hochzeitstouristen, die gerne ein paar persönlichere Einblicke bekommen hätten. Im Sylt-Museum gab es den Auftakt: Gemeinde-Bürgermeister Nikolas Häckel ist praktischerweise in seinem zweiten Leben auch Standesbeamter und traute Lindner und Lehfeldt am Donnerstag.

Ein paar Punks wollten mitfeiern, lärmten aber vor der falschen Lokalität

Einen Tag später ging es weiter mit dem Polterabend, der für ein paar Dutzend Punks enttäuschend endete: Sie hatten dem Paar einen Besuch abstatten wollen, lärmten aber vor der falschen Lokalität und wurden von der Polizei weggeschickt. Schließlich offenbarte die Gästeliste noch ein paar Details, wen Lindner gerne auch in persönlichen Momenten dabeihaben möchte: Da reiste Bundeskanzler Olaf Scholz samt Gattin an, der brandenburgischen Bildungsministerin Britta Ernst. Ebenso Bundestagsvize Wolfgang Kubicki oder auch Unternehmer Frank Thelen. Besondere Einblicke gewährte schließlich Friedrich Merz: Der Hobbypilot und CDU-Chef steuerte selbst den Flieger von Berlin auf die Insel, auf dem Kopf ein Headset, an seiner Seite Gemahlin Charlotte.

Dass Lindner, 43, und Lehfeldt, 33, überhaupt kirchlich hatten heiraten können, warf dann aber die Frage auf: Dürfen die das überhaupt? Schließlich sollen beide laut Medienberichten aus der Kirche ausgetreten sein. Der evangelische Kirchengemeinderat von St. Severin hat allerdings beschlossen, Ausnahmefälle zuzulassen. Die evangelische Nordkirche verteidigte die Entscheidung, Bischof Gothart Magaard sagte: "Wir sollten mit dem Segen nicht knauserig umgehen. Gott ist ein großzügiger Gott." Auch für die, die eventuell keine Kirchensteuer zahlen.

Während Lindner und Lehfeldt im offenen Auto davondüsten, wurden die Gäste mit gleichem Ziel in Oldtimer-Bussen zur Party in die Sansibar gefahren, im Ortsteil Rantum gelegen. Eine Kultstätte, wo man diesmal unter sich blieb. Und draußen fegte die Brise über die Dünen.

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