Süddeutsche Zeitung

Thronfolger Charles:Prinz Cash

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Eine Bargeld-Spende aus Katar und die Anpassung einer Gesetzesvorlage zu seinen Gunsten: Die PR-Abteilung des britischen Thronfolgers Charles hat derzeit einiges zu tun.

Von Alexander Menden

Die vergangene Woche verlief für Prinz Charles nicht ganz wie geplant. Eigentlich sollte die Berichterstattung wohl von einer herzerwärmenden Geschichte über das erste Treffen des britischen Thronfolgers mit Charles' Enkeltöchterchen Lilibet und deren Eltern Harry und Meghan während der Feierlichkeiten zum Platin-Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. bestimmt sein. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn galt zuletzt als zerrüttet. Doch statt das Bild mit den Berichten über diese "emotionale" Begegnung ( Vanity Fair) zu kitten, sah sich die PR-Maschine in Clarence House, der Residenz des Prince of Wales, gezwungen, an gleich zwei Fronten Schadensbegrenzung zu betreiben.

Zum einen musste eine Bargeld-Spende aus Katar gerechtfertigt werden, die der Prinz laut der Sunday Times im Jahre 2015 bei Treffen mit Scheich Hamad bin Jassim bin Jaber al-Thani, dem ehemaligen katarischen Premierminister, entgegengenommen haben soll. Dem Bericht zufolge handelte es sich dabei um insgesamt drei Millionen Euro, die dem Thronfolger einmal in einem Koffer, ein anderes Mal in einer Reisetasche sowie in Tragetaschen des Luxuskaufhauses Fortnum & Mason übergeben worden seien.

Man habe das Geld "umgehend an eine der Wohltätigkeitsorganisationen des Prinzen weitergeleitet", sagte ein Sprecher von Clarence House. Und tatsächlich wurde es auf die Konten des "Prince of Wales's Charitable Fund" eingezahlt. Doch obwohl es laut Sunday Times tatsächlich keinen Hinweis darauf gibt, dass die Zahlungen illegal waren, verstärkte der Vorgang den Eindruck, es gebe eine "Cash for access"-Politik, die es reichen Geldgebern erleichtert, Zugang zum Prinzen zu bekommen.

Schwerer noch wiegen die Enthüllungen des Guardian, der berichtete, der Prinz habe 1992 ein Sonderrecht genutzt, um seine Ländereien in Cornwall vor einem potenziellen Verkauf an die Pächter zu schützen. Damals intervenierte Charles bei diversen Ministern, auch bei Premierminister John Major, und brachte diesen dazu, eine Gesetzesvorlage zum Pachtrecht zu modifizieren. Im Fall ihrer Ratifizierung hätte diese es sonst Charles' Pächtern in Newton St Loe, einem kleinen Dorf in Somerset, erleichtert, ihm die Gebäude abzukaufen.

Es wird wohl noch ein paar Enkelgeschichten bedürfen, um die Wogen für den Prince of Wales wieder zu glätten

Charles nutzte hier das verfassungsrechtliche Mittel des sogenannten "Queen's consent". Obgleich in einer konstitutionellen Monarchie das Parlament Gesetze verabschiedet, muss die Queen Vorlagen, die unmittelbar ihre persönlichen Interessen betreffen - oft sind das Erb- und Finanzangelegenheiten -, vorab ihre Zustimmung erteilen. In der ungeschriebenen britischen Verfassung handelt es sich dabei um ein Gewohnheitsrecht, eigentlich eine Formalie. Aber nicht nur die Queen, auch der Prince of Wales muss zustimmen. Und diese Zustimmung drohte Charles offenbar, zumindest indirekt, zu verweigern.

Aus Briefen und Vermerken der zuständigen Ministerien vom September und Oktober 1992 geht laut Guardian hervor, dass Charles ein "starkes persönliches Interesse" an Newton St. Loe habe und darauf bestehe, dass seine dortigen Immobilien von dem Gesetzentwurf ausgenommen werden. Die Lobbyarbeit war erfolgreich, weil die Regierung, wie es in einem internen, von der Zeitung zitierten Schreiben heißt, einen Streit mit Charles vermeiden wollte.

Tatsächlich, so eine Sprecherin des Prinzen, sei der Grundbesitz des Herzogtums Cornwall von der Gesetzesreform ausgenommen. Charles habe sich aber "bereiterklärt, so zu handeln, als ob er daran gebunden wäre", abgesehen von einer "sehr kleinen Anzahl speziell ausgewiesener Gebiete" - darunter Newton St Loe. "Wie Sie sich vorstellen können", so die Sprecherin, "sprechen wir nicht über einzelne Pachtverträge." Es wird wohl noch ein paar weiterer herzerwärmender Enkelgeschichten bedürfen, um die Wogen für den Prince of Wales nach diesen Enthüllungen wieder zu glätten.

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